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LaMa-Häuser im Teufelskreis

■ Karo-Viertel: Sanierungsrichtlinien und Bebauungsplan blockieren sich bei einer Lösung für die verrottenden Rabels-Bauten Von Heike Haarhoff

„Irgendwie knallen die im Bezirk durch“: Diesen Eindruck hat nicht nur Volker Nienstedt, Chef der GAL-Fraktion im Bezirk Mitte. Nach der filzig-miefenden Würstchen-Klo-Affäre droht nun die bereits perfekt geglaubte Lösung für die Eckhäuser Laiszstr. / Marktstr. (LaMa-Häuser) im Karo-Viertel zu kippen: Der Stadtplanungsausschuß deckte jetzt eklatante Widersprüche zwischen dem Erneuerungskonzept bzw. Bebauungsplan und dem Kompromiß auf, den Baudezernent Peter Gero mit Sternipark-Geschäftsführer Jürgen Moysich im Dezember aushandelte.

Der sieht vor, das seit Jahren leerstehende Gebäude abzureißen und durch einen Neubau gleichen Volumens (1.600 Quadratmeter) zu ersetzen. Ein städtebaulicher Vertrag soll das Kinderhaus Sternipark e.V. als Besitzer terminlich daran binden, dort rund 80 Kindergartenplätze sowie neun Sozialwohnungen unterzubringen. Der Bezirk würde im Gegenzug dem Mitte 1994 zwischen Immobilien-Mogul Nikolai Rabels und Sternipark geschlossenen Kaufvertrag zustimmen – trotz des Wucherpreises von 570.000 Mark. Der Kaufpreis, argumentiert Gero, sei nunmehr gerechtfertigt, weil die Nutzungsfläche gegenüber der ursprünglich vereinbarten gestiegen sei.

Diese Bebauungs-Dichte ist aber unzulässig: Der B-Plan sieht vor, das Blockinnere frei zu lassen. Auch Nienstedt erscheint „eine Kita mit 80 Plätzen ohne Spielflächen draußen fragwürdig“. Ebenso ungünstig finden GAL bis CDU, einen Kita-Teil im Souterrain unterzubringen. Der Sanierungsbeirat lehnte das Projekt bereits im Dezember ab.

Arne Gleiss von Sternipark wundert sich indes nur, daß sein Geschäftsführer alles termingerecht abgeliefert habe, die Planungen dann aber im Stadtplanungsausschuß nicht habe vorstellen dürfen: „Herr Gero hatte ihn eingeladen.“ Gegenüber den Mitgliedern, die sich von dem plötzlichen Auftauchen der Sterniparkler überrumpelt fühlten und sie deshalb hinauskomplimentierten, soll Gero seine Ini-tiative bestritten haben.

Während die LaMa-Häuser verrotten und wertvoller Baugrund im Karo-Viertel ungenutzt bleibt, erscheint der Konflikt immer unlösbarer. Genehmigt der Bezirk den Neubau-Klotz, verstößt er gegen das eigene Baurecht. Verringert er aber die Nutzungsfläche, darf er dem Kaufpreis im Sanierungsgebiet nicht zustimmen.

Ein Teufelskreis, den Baudezernent Gero nicht so recht wahrhaben will: Die Planung verzögere sich nur, weil „Sternipark noch keinen Bauantrag gestellt hat.“

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