■ Standbild: Supergute Frau
„Holger kommt!“ Freitag, um 16.05, ZDF
Hera Lind wohnt genau so, wie man sich das vorgestellt hat. In einem bunt bemalten Haus voll mit Kiefernmöbeln, handgeschnitztem Salatbesteck und einem alten Klavier. So wohnen nur grundgute Menschen, und als solcher macht sie auch eine Talkshow („Hera Lind & Leute“) im ZDF, das gleich mal ein Kamerateam vorbeischickte, um Hera auch zu Hause mit ganz einfachen Leuten wie Nachbarin und Kindermädchen zu zeigen. Hinter der Küchentheke hockte Kollege Holger Weinert, der für seine Hausbesuchsreihe „Holger kommt!“ demnächst den Alltag von Heide Simonis und Tochter Joop heimsuchen wird.
So heimisch fühlte er sich im Ikea-Reich der Gutfrau, daß er mit den Kindern auf dem Flokati lag, Benjamin Blümchen guckte und Bockwürstchen aß. So wird natürlich keine Homestory draus, sondern nur ein verfilmtes Reinhard-Mey-Lied: mit tobendem Nachwuchs und einem vollbärtigen Lebenspartner, der lächelnd den Abwasch macht. Muß er auch, denn seitdem sich Hera Lind mit ihrem Bestseller „Das Superweib“ mitten in das Gemütszentrum einer nicht ganz so ernsten Frauenbewegung geschrieben hat, ist sie ständig unterwegs. Autogramme und Talkshows.
Doch der Erfolg macht selbst supergute Weiber eitel. So sehr, daß die „Karrierefrau“ (ZDF) einen getürkten Anruf von Marcel Reich-Ranicki für bare Münze nahm, und die platte Parodie nicht einmal durchschaute, als ihr Buch zerrissen wurde. Schon da schimmerte hinter der fusselfreien Fassade das Gesicht der anderen Hera Lind hervor, die sich stolz Focus-Rezensionen an die Wand pinnt und für ihren Erfolg die schlichte Erklärung hat, daß „drei Millionen Hausfrauen nicht irren“ können. Oliver Gehrs
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