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Die Bremer Kinotaz... ...alle Filme, alle Termine

Abbuzze! Der Badesalz Film Deutschland 1995, R: Roland Willaert, D: Hendrick Nachtsheim, Gerd Knebel

„Man muß nur flexibel sein, dann trinkt die Welt auch Äppelwein!“ Wer wäre berufener als Überbringer dieser Frohbotschaft als das Duo Knebel/Nachtsheim, a.k.a. „Badesalz-Theater“? So überschreiten die beiden Missionare nun den Äppelwoi-Äquator, um mit ihrem ersten Spielfilm den Rest der Welt von den Wonnen hessischer Lebensart zu überzeugen. Und sei's mit Gewalt und derben Witzen. An beidem wird in „Abbuzze“ nicht gespart. Der „Badesalz“-Humor liegt immer knapp unter der Gürtellinie und ist garantiert nicht p.c.. Wer sich dem trockenen Hessenwitz aussetzt, muß schon hart im Nehmen sein. So manche Pointe wird nach Helge-Schneider-Manier peinvoll zerdehnt und zerbabbelt. Aber wer sich darauf einläßt, der wird reichlich belohnt, mit abgründigen Scherzen und nützlichen Informationen über Supermarkt-Kassiererinnen, Hausmeister, Piercing-Fans, Bodybuilder und natürlich Eintracht Frankfurt. (tw)UFA-Stern

Ace Ventura - Jetzt wird's wild USA 1995, R: Steve Oedekerk, D: Jim Carrey

„Jim Carrey zieht nun aber auch jeden Gag aus seinem Komödien-Witzkoffer – und natürlich einige aus seiner Nase –, aber der Film rast vorbei und läuft einfach aus. In seinem zweiten Abenteuer wird der Haustierdetektiv aus seiner simplen Umwelt in Florida herausgenommen und in eine Kulisse verpflanzt, die einfach zu grandios für diese Figur ist. (World Premiere) UT-Kino

Die Bartholomäusnacht Frankreich 1994, R: Patrice Chereau, D: Isabelle Adjani, Daniel Auteuil

„Leichen liegen zuhauf in dieser ambitionierten Verfilmung des gleichnamigen Historien-Romans von Alexandre Dumas, und man denkt beim Massenmord an den Hugenotten gleich auch an Auschwitz, Kambodscha und Bosnien. Am besten ist der Film, wenn er seine Darsteller Auteuil, Anglade und die ewig 19jährige Adjani ihr ganzes Talent ausspielen läßt. Virna Lisi wirkt in der Rolle der Katharina von Medici dagegen wie eine Knallcharge, der man auch in der deutschen Synchronisation noch einen harten italienischen Akzent verpaßt hat. Um gut 20 Minuten kürzer als die Originalfassung, ist auch das deutsche Double noch zu lang.“ (Peter W. Jansen) Gondel

Die blaue Stunde Deutschland 1991, R: Marcel Gisler, D: Andreas Herder, Dina Leipzig

„Theo geht gewissenhaft seiner Arbeit nach. Ein Job wie jeder andere - so will es der Film. Dennoch spielt „Die blaue Stunde“ mit dem Reiz des Ungewöhnlichen, spekuliert mit dem Voyeur, der in jedem Kinobesucher steckt. Wenn Theo kein Callboy wäre und seine Kunden nicht Männer und wir nicht gleich zu Beginn ihn seinem Tagwerk nachgehen sähen, wäre der Film eher langweilig, fast banal. Es wäre ein Film über unseren Alltag in der Großstadt, in den Altbauten, Kneipen und Discos, die es so oder ähnlich auch anderswo gibt. Solch ein Film ist dies zwar auch, aber die kleine Differenz sehen wir immer mit. Sie ist die verborgene Dramaturgie des Films.“ (epd-Film) Kino 46

Blue in the Face USA 1995, R: Wayne Wang/Paul Auster, D: Harvey Keitel, Lou Reed

„Der Begleitfilm zu „Smoke“. In Auggie Wrens Tabakladen in Brooklyn geben sich Freunde und Bekannte die Klinke in die Hand. Unter Volldampf entwickeln sich die Schauspieler, zu denen neben anderen „Smoke“ -Darstellern auch Lou Reed, Roseanne, Jim Jarmusch, Michael J. Fox und Madonna gehören - eine Spielfreude sondergleichen.“ (tip) Schauburg, Filmstudio (OmU)

Copykill USA 1995, R: Jon Amiel, D: Sigourney Weaver, Holly Hunter

„Seitdem die Verbrechen von Serienkillern im Kino beinahe zur Kunstform stilisiert werden, sind sie zu einem voyeuristischen Phänomen unserer Zeit avanciert. Daß diese perverse Form der Heldenverehrung Nachahmer auf den Plan rufen könnte, ist eine furchteinflößende Vision, die hier in drastischer Form beschworen wird. Ihre Spannung bezieht die raffiniert angelegte Story aus einem Katz- und-Maus-Spiel, in das der Zuschauer gnadenlos hineingezogen wird. Die Greueltaten bleiben glücklicherweise weitgehend der Phantasie der Zuschauer überlassen. Daß darüber hinaus mit Sigourney Weaver und Holly Hunter zwei starke Frauen die Hauptrollen spielen, ist ein weiterer Pluspunkt dieses Psychothrillers. „Copykill“ kann es in mancher Hinsicht mit dem „Schweigen der Lämmer“ aufnehmen.“ (TV-Spielfilm)UFA-Palast, UT-Kino

Dangerous Minds – Wilde Gedanken USA 1995, R: John Smith, D: Michelle Pfeiffer u.a.

„Der Club der toten Dichter“ im Ghettoland. Dieses Expedition in den „Blackboard Jungle“ ist peinlichst politisch korrekt und wäre nicht viel mehr als gut gemeint, wenn Michelle Pfeiffer in der Rolle der tapferin Lehrerin nicht so umwerfend wäre. (hip) City, Lindenhoflichtspiele (Wildeshausen)

Dead Man USA 1995, R: Jim Jarmusch, D: Johnny Depp, John Hurt, Robert Mitchum

„Da tummelt sich allerlei Prominenz in Nebenröllchen, aber von Spannung, Spaß und sonstigen Attraktionen keine Spur. Zu diesem sich langsam dahinschleppenden, zum Ende hin gar quälend-spirituell angehauchten Desaster malträtiert Neil Young zwei Stunden lang mit den immer gleichen Griffen einschläfernd seine E-Gitarre.“ (Bremer) Schauburg, Casablanca (OL)

Dem Himmel so nah USA 1995, R: Alfonso Arau, D: Keanu Reeves, Anthony Quinn

„Kitsch pur serviert Alfonso Arau in seinem altertümlichen Melodram, das kein Gramm Überraschungen in die Waagschale wirft. Nach seinem beeindruckenden Debüt mit „Bittersüße Schokolade“ muß man von Araus neuestem Film bitter enttäuscht sein. Als Unterhaltungshappen für einen verregneten Sonntagnachmittag kann man sich diese pastellfarbene Posse allerdings getrost zu Gemüte führen.“ (Bremer) UFA-Stern

Durchgeknallt und auf der Flucht USA 1995, R: Greg Beeman, D: Daniel Stern

„Der überhebliche Großstadt-Loser Max blickt mal wieder nicht durch, ist zur richtigen Zeit am falschen Platz, entdeckt eine Leiche und hat nun Polizei und FBI am Hals. Auf der Flucht aufs Land wird er für einen Pfadfinder-Experten gehalten und landet mit sechs Gören in den Bergen. Kein Film für die Kinos, sondern eher was fürs Nachmittagsfernsehen.“ (tip) City

Ein Amerikanischer Quilt USA 1995, R: Jocelyn Moorhouse, D: Winona Ryder, Anne Bancroft, Ellen Burstyn, Jean Simmons

„Einst stichelten wackere Puritanerinnen aus reiner Sparsamkeit alte Flicken zu Patchwork-Steppdecken, Quilts genannt, zusammen. Mittlerweile wird die zeitraubende Handarbeit gerne zum Ausdruck weiblicher Kreativität und Lebensweisheit verbrämt. Höchst symbolisch ist folglich auch der Quilt, um den sich in dieser Weichzeichner-Idylle ein Kaffeekränzchen dezent angejahrter Aktricen versammelt, um über die Lieben, die Treue und den Mann zu sinnieren. Anlaß ihrer Reminiszenzen: eine Studentin namens Finn (Winona Ryder), die sich nicht recht zum sogenannten Lebensbund entschließen kann. Selbst der grandios grantelnden Anne Bancroft gelingt es nicht, den Saccharingehalt dieses sentimentalen Seniorinnen-Reigens zu senken.“ (Der Spiegel) Schauburg, UT-Kinocenter

Ein Geschenk des Himmels - Vater der Braut 2 USA 1995, R: Charles Shyer, D: Steve Martin, Diane Keaton

„Noch mehr Vaterfreuden: Nach dem Remake von Vincente Minellis „Vater der Braut“ nun die Fortsetzung des Remakes. Diesmal sieht sich Steve Martin doppeltem Kummer gegenüber. Nicht nur läßt ihn die Ankündigung seiner Tochter, Mutter zu werden, sich plötzlich furchtbar alt fühlen, sondern es führt eines der Gegenmittel - spontaner Sex auf dem Küchenboden - auch noch zur Schwangerschaft von Ehefrau Diane Keaton. Das dünne Drehbuch wird mit zusätzlichen Komplikationen aufgepeppt, einschließlich einer Parallelgeburt als Finale, und ist in jedem Moment vorhersehbar.“ (tip) UFA-Palast, UT-Kinocenter

Ein Schweinchen namens Babe USA 1995, R: Chris Noonan, D: James Cromwell, Magda Szubanski

„Das muß man erstmal auf die Beine stellen: Sprechende Tiere in einem Spielfilm, und das als Unterhaltungsstück für alle von 8 bis 80. Chris Noonan setzte diese unverfrorene Viecherei beschwingt und schweinisch gut in Szene.“ (Bremer) Ufa-Palast, UT Kinocenter

Emil und der kleine Skundi Island/Dänemark/Deutschland 1994, R: Thorstein Jonsson, D: Kari Gunnarsson

„Ein achtjähriger Junge wünscht sich sehnlich einen Hund. Da die Eltern kein Geld erübrigen wollen, nimmt er kleine Jobs an, um sich den Hund kaufen zu können. Der humorvolle, stilsicher inszenierte und sehr schön fotografierte Film nach einem isländischen Roman verbindet poetische Elemente mit Themen wie Arbeitslosigkeit und sinkende Löhne auf eine Weise, die auch für Kinder verständlich ist.“ (Filmdienst) Kino 46

Entfesselte Helden USA 1995, R: Diane Keaton, D: Andie Macdowell, John Turturro

„Der 12-jährige Steven erlebt eine angenehme Kindheit in einem Vorort von Los Angeles in den frühen 60er Jahren. Sein Vater ist ein Träumer, der pausenlos merkwürdige Erfindungen macht. Aber nachdem seine Mutter an Krebs erkrankt, und sein Vater nicht damit fertig wird, zieht Steven zu seinen seltsamen Onkeln, unter deren Einfluß er schnell tief religiös wird, die Kanalisation nach fortgeworfenen Bällen absucht und seinen Namen unbedingt in Franz umändern will. Diane Keatons erster Spielfilm ist eine sehr vergnügliche, durchgeknallte Familiengeschichte. Er hat seine Schwächen: er ist ein wenig zu schematisch, der Plot ist fast ausschließlich eine Ansammlung von Standardsituationen, und der einzelnen Teile wirken uneinheitlich. Aber der Film hat solch einen erzählerischen Schub und komische Sicherheit, daß man dies kaum bemerkt. So kann man den Film ungehindert wegen seines augenscheinlichen Charmes genießen.“ (Time Out) City

Der Engländer, der auf einen Hügel stieg und von einem Berg herunterkam Großbritannien 1995, R: Christopher Monger, D: Hugh Grant, Colm Meany

„Dieser Film hat etwas, das man ansonsten eher Menschen zuschreibt: innere Werte. Hugh Grant zieht mit seinem hilflosen Kleinjungendackelblick, dem linkischen Achselzucken und dem spitzbübisch grübchenbildenden Lächeln seine zwischenzeitlich hinlänglich strapazierten Register als richtiger Mann am falschen Ort, den man liebzuhaben hat.“ (epd-Film) Cinema, UFA-Stern

Goldeneye Großbritannien 1995, R: Martin Campell, D: Pierce Brosnan, Gottfried John, Sean Bean, Famke Janssen

Der neue Bond sieht, darin weiß sich die Frauenwelt mit der Männerwelt einig, hinreichend viril und doch zivilisiert aus. Die meiste Zeit des Films blickt er ein wenig grämlich. Wie ein Dressman, der mit energischer Würde im Gesicht für ein Eau de Toilette seinen Mann steht. Dafür kann er nicht viel, denn vor lauter Feuerzauber und Explosionsgetöse bleibt dem neuen Bond nicht viel Raum und Zeit, seinen männlichen Charme und seine gute Manieren auszuspielen.“ (Der Spiegel) UFA-Palast, UT-Kinocenter / Originalfassung im UFA-Palast

Guantanamera Kuba/Spanien/Deutschland 1995, R: Tomas Gutierrez Alea, Juan Carlos Tabio, D: Carlos Cruz, Mirtha Ibarra

„Es gibt Leute, die nach dem Besuch des Films „Erdbeer & Schokolade“ spontan einen Kuba-Urlaub gebucht haben, um vor Ort den sinnlichen Charme der Mangelwirtschaft auszukosten, den diese Satire auf spätsozialistische Miseren entwickelte. Für Liebhaber kubanischer Alegria warten nun Alea und Tabio, verdiente Veteranen einer selbstkritisch-komödiantischen Form des Castro-Kinos, mit einer köstlichen neuen Fallstudie auf. „Guantanamera“ handelt von einer Reform des planwirtschaftlich ewig unbefriedigenden Bestattungswesens: Zwecks Triebstoffersparnis sollen Leichen beim Transport quer durch das Land stafettenartig von Provinz zu Provinz weitergereicht werden. Die erste Testfahrt aber wird zu einer Hindernis-Groteske, deren erotisches Potential nicht nur Nekrophile anmacht.“ (Der Spiegel) Atlantis

Hallo, Mr. President USA 1995, R: Rob Reiner, D: Michael Douglas, Annette Bening, Michael J. Fox

„Was macht der Mann im Weißen Haus, wenn er sich in eine Frau verliebt? Und wie verhält er sich, wenn diese Liebe zu einer Staatskrise führt? Rob Reiners satirische Filmkomödie mit Michael Douglas und Annette Bening beantwortet diese Fragen mit eleganter Ironie. Seine Komödie erinnnert in ihren besten Momenten an die ironischen Sozialfabeln eines Frank Capra („Mr. Deeds geht in die Stadt“) und verbreitet dabei eine entspannte Atmosphäre. Die brillianten Darsteller machen den Film zum sicheren Oscar-Favoriten für das kommende Jahr.“ (TV-Spielfilm) UT-Kinocenter

Der Husar auf dem Dach Frankreich 1995, R: Jean-Paul Rappeneau, D: Olivier Martinez, Juliette Binoche

„Dieser sechste Film von Jean-Paul Rappenau (zuletzt „Cyrano de Bergerac“), nach dem Romanzyklus von Jean Giono entstanden, huldigt wie seine Vorlage der historisierenden Beschwörung einer besseren Welt. Herausgekommen ist eine pseudohistorische Filmerzählung voll falscher Authentizität, die wie eine Nachahmung von etwas wirkt, das es nie gegeben hat.“ (epd-Film) Schauburg, Casablanca (OL)

Der Indianer im Küchenschrank USA 1995, R: Frank Oz, D: Hal Scardino, Litefoot

„Wer glaubt, Regisseur Frank Oz wolle in diesem Film mehr bieten als beeindruckenden Effektzauber, der sieht sich enttäuscht. Vielleicht mangelt es am Thema – ein Neunjähriger kann mit Hilfe eines mysteriösen alten Küchenschranks seine zentimetergroßen Plastikfiguren zum Leben erwecken – aber auch schlichtweg an Komplexität, über die ein Genreklassiker wie „The Incredible Shrinking Man“ verfügt.“ (epd-Film) Schauburg

Kalifornia USA 1993, R: Dominic Sena, D: Brad Pitt, Juliette Davis

„Daß es sich bei „Kalifornia“ trotz einiger Ruppigkeiten doch nur um ein Spaltprodukt des mittlerweile marktgängigen Serienkiller-Schicks handelt, offenbart sich auch, wenn der zur Karikatur verzeichnete Killer sein verdientes Ende findet. Die Lehre, die aus dem Erfolg von Demmes „Schweigen der Lämmer“ zu ziehen war, besagte, daß es zwei Sorten von psychopathischen Mördern gibt. Mit dem Typ des aristokratischen Ästheten Hannibal Lecter findet sich das Mainstreamkino gerne ab. Der kleinbürgerliche oder proletarische „Creep“ dagegen darf nur im Trash-Film und in der Billig-Produktion überleben. „Kalifornia“ ist das Kinodebüt des Clip- und Werbefilmers Dominic Sena, und bei aller handwerklichen Versiertheit im einzelnen hat der Regisseur seine Profession nicht verraten.“ (epd-Film) Gondel

Kalle Blomquist lebt gefährlich Schweden 1953, R: Rolf Husberg, D: Eskil Dalenius

Astrid Lindgrens Meisterdetektiv wendet seine Pfadfinderkenntnisse an, um den entführten Sohn eines Wissenschaftlers zu finden. Zweite Folge der Serie mit Kinderspielfilmen, die Schweden auch schon lange vor Pippi Langstrumpf in ganz Europa exportierte. UFA-Palast

Kinderspiele Deutschland 1992, R: Wolfgang Becker, D: Jonas Kipp, Oliver Bröcker

„Behutsam und differenziert erzählt Becker vom Ende der Kindheit, zeichnet subtil die Figur des Jungen, der Zuneigung braucht und nur auf Ablehnung stößt, überzeugt durch präzise Charakter- und Milieustudien. Dabei schildert er die Jahre Ende der 50er Anfang der 60er in intensivem Zeitkolorit mit ewig nach oben schnellenden Plastikrollos am dünnen Faden, der wackligen Fernsehantenne, die man mit der Hand hin und her bewegte, um ein klares Bild zu bekommen, den Pubertierenden, die mit einem Blick durchs Schlüsselloch ihre erwachende Sexualität stimulieren. Was zu Beginn mit kleinbürgerlichem Küchenrealismus Lacher erntet, endet mit tödlichem Ernst, wenn rigide Autoritätsstrukturen jegliche Individualität zerstören.“ (Margret Köhler) Kino 46

Das kleine Gespenst Deutschland 1992, R: Curt Linda

Zeichentrickfilm, der auf einem Kinderbuch von Ottfried Preussler basiert. „Ein durch seinen ruhigen Erzählfluß, den Verzicht auf gewalttätige Aktionen und behutsam formulierte pädagogische Botschaften ganz auf die Auffassungsgabe der jüngsten Kinobesucher ausgerichteter Film, enttäuschend durch seine unbefriedigende künstlerische Gestaltung.“ (Rowohlt Filmlexikon) Atlantis

Männerpension Deutschland 1995, R: Detlev Buck, D: Detlev Buck, Til Schweiger, Heike Makatsch

„Männerpension zeugt davon, daß Buck auch anders kann. Er hat dazugelernt, ist mutiger geworden. Tauchten die guten alten Kinoklischees in seinen bisherigen Filmen allenfalls als närrische Parodien auf, so spielt er diesmal souverän damit, traut sich was. Zwecks Resozialisierung wird eine Gruppe von Knackis der Obhut alleinstehender Frauen überlassen. Das ist der Auftakt zu gleich zwei leidenschaftlichen Liebesgeschichten - die eine knistert von Erotik, die andere ist mehr was fürs Herz. Als Hammer-Gerd, dem die Pistole zu locker sitzt, ist Buck endlich wieder als seine eigener Hauptdarsteller zu sehen, wunderbar unterstützt von Til Schweiger.“ (tip) Cinema, Europa, Casablanca (OL)

Money Train USA 1995, R: Joseph Ruben, D: Wesley Snipes, Woody Harrelson

„Zwei fiese Cops träumen davon, den legendären „Money Train“ auszurauben. Turbulente Actionkomödie, von Spannungsspezialist Joseph Ruben furios inszeniert. Aktivposten: Snipes, Harrelson und ein irrwitziger U-Bahn-Crash.“ (TV-Spielfilm) UFA-Palast (OF)

Mortal Kombat USA 1995, R: Paul Anderson, D: Christopher Lambert, Robin Shou

„Videospiele als Filme: Das würde eigentlich die Gelegenheit bieten, das Kino der Schaulust, an das die spektakulären Verpackungsillustrationen erinnern, wiederzuentdecken; eine Art Kino, in dem man meint, einen Jahrmarkt zu betreten, mit dem Versprechen, seine Unschuld wiederzuerlangen. Doch der junge englische Regisseur kommt hier mit den unendlich vielen Kampfszenen nicht zurecht. Weil er zu sehr aufs Tempo drückt und die Figuren keinen Charme, keinen Glamour und kein Geheimnis haben, entsteht kein Rhythmus und keine Spannung, nur eine Monotonie der Action-Höhepunkte. Irgendwann achtet man gar nicht mehr auf die Keilereien, sondern trauert all den Möglichkeiten nach, die die Sets und Kostüme geboten hätten. Man wünscht sich einen eigenen Joystick, um das Spiel neu zu spielen.“ (epd-Film) UT-Kinocenter

Nelly & Monsieur Arnaud Frankreich 1995, R: Claude Sautet, D: Emmanuelle Beart, Michel Serrault

„So schön wie die Menschen und so gediegen wie ihre Wohnungen sind auch Sautets Bilder, die Kamera ist ruhig und hoheitsvoll. Alles unter Kontrolle in dieser schönen Welt voller Bilder und Bücher. Einziges und großes Vergnügen in der geballten Bildungsbürgerlichkeit ist Michel Serrault, während Emmanuelle Beart die ganze Zeit aussieht, als wolle sie sich jeden Agenblick die Nägel lackieren.“ (tip) Gondel

Nils Holgerssons wunderbare Reise Schweden 1962, R: Kenne Fant, D: Max von Sydow, Sven Lundberg

„Die märchenhafte Reise eines kleine schwedischen Jungen, der auf dem Rücken eines Gänserichs über die weite Heimat fliegt. Ein auf seine Weise großartiges Epos der Liebe zu Land, Tieren und Menschen, nach dem klassischen Kinderbuch von Selma Lagerlöf.“ (Rowohlt Filmlexikon) Gondel

Nine Months USA 1995, R: Chris Columbus, D: Hugh Grant, Julianne Moore

„Sam und Rebecca sind das, was man in den Achtzigern „Dinks“ nannte: Vertreter des brieftaschenstarken „Double-Income-No-Kids“-Lebensstils. Solche Baby-Verweigerer bekehrt Hollywood derzeit gerne wieder zu den wahren Werten des Lebens: Rebecca wird schwanger. Der entsetzte Sam muß – unter heftigstem Augenrollen, Stottern und Herumgefuchtel – lernen, die Vaterschaft als wahre Berufung zu begreifen.“ (Der Spiegel) Ufa-Stern

Pocahontas USA 1995, R: Mike Gabriel, Eric Goldberg

„Pocahontas ist so politisch korrekt wie Müsli-Kekse. Seine indianische Heldin ist groß, muskulös und anmutig, kann durch Stromschnellen steuern und hat ein Gesicht, bei dem die Zeichner peinlich genau jeden karikaturistischen Ansatz vermieden haben.“ (Sight and Sound) City, Ufa-Palast (OF), Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshausen)

Der Postmann Italien 1994, R: Michael Radford, D: Massimo Troisi, Philippe Noiret

„Il Postino“ ist die Geschichte eines schüchternen Aushilfsbriefträgers auf einer kleinen süditalienischen Insel, der sich Anfang der fünfziger Jahre mit dem dort als Exilant lebenden chilenischen Dichter Pablo Neruda anfreundet und mit dessen Hilfe durch lyrische Werbung seine Traumfrau gewinnt. Dem Regiseur Michael Radford ist ein wunderbar altmodisches, feinfühliges Rührstück gelungen. Abschiedsgala eines großen Komödianten vor dem Widerschein des Todes: die Liebe, das ist mehr als die Liebe.“ (Der Spiegel) Atelier, Apollo (WHV)

Der Rat der Götter DDR 1950, R: Kurt Maetzig, D: Paul Bildt

Zur Musik von Hanns Eisler beschreibt der Defa-Film deutsche Geschichte zwischen 1933 und 1948. Er schildert den Anteil des IG-Farben-Konzerns am Aufstieg Hitlers und seine „enge Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Repräsentanten des Imperialsimus“ in der Nachkriegszeit. Kino 46

Der Ruf - Erinnerung an Kortner Deutschland 1949, R: Josef von Baky, D: Fritz Kortner, Lina Carstens

„Erster Film von Fritz Kortner nach seiner Rückkehr aus der Emigration. Ein aus rassistischen Gründen während der Herrschaft der Nationalsozialisten in die USA emigrierter Professor kehrt nach dem Krieg nach Deutschland zurück, stößt auf Widerstand und Ablehnung reaktionärer Kreise und stirbt, als sich durch seinen Einsatz und seine Überzeugung ein Gesinnungswechsel abzeichnet. Vom Drehbuch her leider schwach, in der Darstellung der Hauptrolle durch Kortner jedoch beeindruckend.“ (Rowohlt Filmlexikon) Kino 46

Sabrina USA 1995, R: Sydney Pollack, D: Harrison Ford, Julia Ormond

„Der Regisseur hält seine Komödie meisterlich in der Schwebe. Er spielt mit der Form, ohne das Märchen zu verletzten. Pollacks Dreh ist, daß wir am Ende nicht an dem Märchen zweifeln, sondern an unserer Abgebrühtheit. Damit ist seine „Sabrina“ auch eine Verbeugung vor Altmeister Billy Wilder, der das Märchen erfand, und dem Hollywood der fünfziger Jahre, das es ermöglichte.“ (Der Spiegel) UT-Kinocenter

Die Schwanenprinzessin USA 1994, R: Richard Rich

„Als wahrer Zuckerbäcker erweist sich Richard Rich mit seinem ersten langen Zeichentrickfilm. Bei der Erzählung einer phantastischen Liebesgeschichte von der verzauberten Prinzessin, die nur von dem geliebten Prinzen befreit werden kann, wagt er sich bis an die Grenzen des guten Geschmacks vor. Das Ergebnis dieser gekonnten Gratwanderung ist ein rührendes Märchen mit allem was dazu gehört.“ (tip) UT-Kinocenter

Showgirls USA 1995, R: Paul Verhoeven, D: Elisabeth Berkley, Kyle MacLachlan

„Ich glaube, es kommen wieder neue goldene Zeiten für die Liebhaber von sauschlechten Filmen. „Showgirls“ hat etwa alles, um ein Klassiker der Stinker zu werden: Sex, viel sinnlos verpulvertes Geld und eine absolut hirnrissige Geschichte. Was will man mehr? Ich würde ihn jede Samstagnacht in den kleinen Kultkinos laufen lassen, die früher jahrelang „Plan 9 from Outer Space“ zeigten. Da wäre er ein großer Renner.“ (John Waters) City, Ufa-Sterb und Muwi (OL)

Sieben USA 1995, R: David Fincher, D: Morgan Freeman, Brad Pitt

„Dieser gruselige Detektiv-Thriller über einen Serienkiller, der Menschen umbringt, die die sieben Todsünden in besonders unverfrorender Art und Weise begehen, ist eine unappetitliche Mischung aus den gängigen Formeln des Genres und unmäßiger Gehässigkeit. Aber obwohl er leicht eklig wirkt und bestimmt keinen Platz in der Filmgeschichte einnehmen wird, ist er doch erstaunlich gut konstruiert. “ (World Premiere) City, UT-Kino, Apollo (WHV)

Smoke USA 1994, R: Wayne Wang, D: William Hurt, Harvey Keitel

„Der geheime Zauber und die Wahrhaftigkeit des Films haben damit zu tun, daß die Figuren, so sehr sie auch ihre Schuld und Trauer empfinden, gerade nicht in einer Sphäre von Anklage und Selbstmitleid versinken. Gegen Schluß des Films mußte ich öfter daran denken, daß „Smoke“ eigentlich die ideale Geschichte für Wim Wenders wäre. Aber die Figuren in „Smoke“ haben eine dramaturgische Dichte, die Wenders Figuren selten erreichen, und vor allem haben sie eine selbstverständliche Kraft, dem Bann der Selbstbetrauerung zu entkommen“ (epd-film) Modernes

Stadtgespräch Deutschland 1995, R: Rainer Kaufmann, D: Katja Riemann, Kai Wiesinger

„Kaufmanns Komödie der Irrungen und Wirrungen versucht es auf die todsichere Tour: ein bißchen Riemann, ein bißchen Wiesinger, eine Prise Singlefrust, etwas schwule Romantik und ein paar krachende Pointen. Obwohl das Rezept nicht ganz aufging, kann der Film dennoch munden.“ (tip) Apollo (WHV), Ufa-Stern

Strange Days USA 1995, R: Kathryn Bigelow D: Ralph Fiennes, Angela Bassett, Juliette Davis

Bigelow entwirft hier eine apokalyptische Vision von den letzten Tagen diese Jahrtausends. Am Silvesterabend des Jahres 1999 steht die amerikanische Gesellschaft auf der Kippe: faschistoider Polizeistaat oder das Chaos von landesweiten Aufständen scheinen die einzigen Alternativen zu sein. In dieser Welt dealt der zynische Einzelgänger Lenny mit einer illegalen Technologie, die es den Benutzern möglich macht, sich direkt in die Gehirnströme von anderen Menschen einzuklinken. Seine Apparaturen sind eine konsequente Weiterführung der allgegenwärtigen Mediengeilheit nach möglichst purer „reality“. „Strange Days“ ist ein atemberaubend spannender Action-Film mit Schießereien, Autojagden und einem gefährlichen Serienkiller. Kathryn Bigelow beherrscht die Spielregeln des Genres so souverän wie die besten unter ihren hartgesottenen Kollegen, aber sie schmuggelt bei all den stunts und special effects auch soviel subversive Gesellschaftskritik in den Film, daß man ihren Mut nur bewundern kann.“ (hip) Schauburg

To Die For USA 1995, R: Gus Van Sant D: Nicole Kidman, Matt Dillon

„Die Botschaft von „To Die For“, daß das Fernsehen bei allen öffentlichen Vorkommnissen droht, den Gang der Dinge selbst zu beeinflußen, ähnelt der von „Natural Born Killers“. Aber während Stone uns seine Argumente gnadenlos einhämmert und dabei all die Sünden selber begeht, vor denen er zu warnen vorgibt, springt Van Sants Film spielerisch über das gleiche Territorium. Mit Van Sants eigenwilligem visuellem Flair, der durch das scharfsinnige Drehbuch von Buck Henry gezügelt wird, ist dies eindeutig seine beste Arbeit seit „Drugstore Cowboy“ und versöhnt für die chaotische Launenhaftigkeit von „Even Cowgirls Get the Blues.“ (Sight and Sound) Modernes

Der Totmacher Deutschland 1995, R: Romuald Karmakar, D: Götz George, Jürgen Hentsch

„Der Fall des Hannoveraner Kaufmanns Günther Fritz Haarmann, der 1924 unter Anklage stand, mehr als zwanzig junge Männer umgebracht und zerstückelt zu haben, hielt die Weimarer Republik in Atem. Karmakar und sein Ko-Autor Michael Farin haben aus dem blutrünstigen Stoff ein Kammerspiel für drei Personen gemacht: den Massenmörder, den Psychiater und einen Stenografen. “ (tip) Atelier

Das Treibhaus Deutschland 1987, R: Peter Goedel, D: Christian Doermer, Rüdiger Vogler, Wolfgang Koeppen

„Eine „filmische Lektüre“ nach dem vieldiskutierten gleichnamigen Roman von Wolfgang Koeppen, der seit seinem Erscheinen 1953 eine noch heute stimmige Metapher für das bedrückende politische Klima in Bonn einführte. Der Film erzählt die tragische Geschichte eines hoffnungsvoll idealistischen Bundestagsabgeordneten der ersten Stunde, der voller Erwartungen und Hoffnungen aus der Emigration zurückkehrt.“ (Produktionsnotizen) Kino 46

Die üblichen Verdächtigen USA 1995, R: Bryan Singer, D: Gabriel Byrne, Stephen Baldwin, Chazz Palminteri

Was passieren kann, wenn eine Reihe von „üblichen Verdächtigen“ anläßlich einer Gegenüberstellung in einer New Yorker Polizeiwache zusammentreffen, erzählt dieser labyrinthische Thriller. In jedem guten Thriller werden falsche Spuren gelegt, aber Regisseur Singer tut dies hier so radikal wie kaum jemand vor ihm. Er baut seinen ganzen Film auf einem filmischen Regelbruch auf, den Großmeister Hitchock einmal viel vorsichtiger beging und dies später als einen seiner größten Fehler bezeichnete. Dies ist einer der besten Kriminalfilme der letzten Jahre. (hip) Casablanca (OL), Filmstudio, UFA-Stern

Waiting To Exhale – Warten auf Mr. Right USA 1995, R: Forest Whitaker, D: Whitney Houston, Angela Bassett, Loretta Devine

„Die Geschichte der vier schwarzen Mittelklasse-Ladys, die ihre Zeit mit der Suche nach dem Mann ihres Lebens verplempern, könnte einen Einschnitt in der Filmgeschichte markieren: Erstmals pilgern schwarze Amerikanerinnen massenhaft in einen speziell für sie inszenierten Schmachtfetzen. Immerhin scheint der Film ihren Witz und ihren Alltag abzubilden – wie die erfolgreiche Romanvorlage „Endlich ausatmen“ von Terry McMillan. Ob das in Reklameästhetik schwelgende Märchen vom Damenquartett beim Rest der Welt ankommen wird, ist allerdings trotz Starbesetzung - Whitney Houston und Angela Bassett - eher fraglich.“ (Der Spiegel) Ufa-Palast

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