Werden die Stipendien halbiert?

■ Die Kulturbehörde will sparen und erneuern zugleich

Der Kulturhaushalt macht nur zwei Prozent der Geldausgaben dieser Stadt aus. Doch auch dort wird immer weiter gekürzt. Jetzt erwischt es eine bundesweit einmalige Einrichtung: Planungen laufen, das Hamburger Arbeitsstipendium für bildende Kunst fast zu halbieren. Seit 15 Jahren werden nach kompliziertem Auswahlverfahren zehn, meist jüngere Künstler für ein Jahr mit zuletzt 1600 Mark im Monat gefördert. Mit Abschlußausstellung und jährlichem Katalog bedeutet das Kosten von rund einer Viertelmillion für die direkte Förderung des Künstlernachwuchses. Ein wichtiger Beitrag für die Zukunft der Kunst, doch kein großer Betrag gemessen an Millionensubventionen für sieche Industrien.

Doch daß kaum an der schönen Tapete größere Beträge gespart werden können, wenn das ganze Haus saniert werden muß, ist klar. Also ist die Reduzierung auf fünf Stipendiaten nicht nur Sparmaßnahme, sondern Teil eines Reformpakets, mit dem die Kulturbehörde zugleich auch neue Schwerpunkte setzen will. Denn von den freiwerdenden Geldern soll nur ein Teil eingespart werden. Der Rest soll einer Aufstockung der übrigen Stipendien um monatlich 100 Mark und der Finanzierung zweier lang gewünschter Projekte dienen: einem neuen Budget zur Aufwertung des erfolgreichen Ausstellungsraumes K3 auf Kampnagel und einem Preis für junge Galerien. Ähnlich wie Programmkinos und kleine Musikclubs sollen auch junge Galeristen für ein mutiges Programm prämiert werden und könnten mit dem Geld einen Katalog oder Ausstellungen finanzieren. Denn was nützt eine Kunstszene, die nicht sichtbar wird. Für neue Akzentverschiebungen zusätzlich Geld einzuwerben ist völlig aussichtslos. Also dachte sich die Behörde, streichen wir da, wo am meisten Kritik laut wurde. Das ist erstmal die „Woche der bildenden Kunst“: dieser Titel wird ersatzlos gestrichen, nachdem die letzten Projekte nicht besonders gelungen waren. Auch bei den Hamburg-Stipendien finden manche es schwierig, jedes Jahr zehn neue Preisungswürdige zu finden: immerhin kamen schon 156 Hamburger Künstler in den Genuß des Stipendiums. Doch die Verbindung von Sparbeschlüssen mit Qualitätsargumenten ist gewiß problematisch. So ist es gerade die Stipendiums-Jury, die für die Künstler Stellung bezieht und die Senatorin um geringere Streichungen gebeten hat. Als erste Künstler haben Jutta Konjer und Manfred Kroboth in offenen Briefen protestiert. Tatsächlich ist das letzte Wort noch nicht gesprochen: nächste Woche werden erneut Verhandlungen mit der Kulturbehörde stattfinden. Hajo Schiff