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■ QuerspalteEin Mensch für alle Fälle

Es ist doch auch mal ganz schön, wenn man davon berichten kann, daß die Reporter der eigenen Zeitung genau und richtig beobachten. In einem Porträt über Michel Friedman – Sie wissen schon, der von der CDU aus dem Sonnenstudio – schrieb der taz-Kollege vor einem halben Jahr: „Friedman ist süchtig nach Menschen, falls man so sein kann.“ Man kann. Aber Friedman erst! Der kann besonders. Der ist Anwalt.

Im Fragebogen des aktuellen FAZ- Magazins gibt er tiefen Einblick in sein Können. Welche Eigenschaften schätzen Sie bei einem Mann am meisten? Menschlichkeit. Welche Eigenschaften schätzen Sie bei einer Frau am meisten? Menschlichkeit. Welche Fehler entschuldigen Sie am ehesten? Menschliche. Ihre Lieblingsbeschäftigung? Mit Menschen fühlen, denken, reden ... leben. Ihre Lieblingsgestalt in der Geschichte? Die Friedlichen und Menschlichen. Ihre Helden in der Wirklichkeit? Menschen, die trotz allem Menschen vertrauen. Ihre liebsten Romanhelden? Die aus „Alle Menschen sind sterblich“ von Simone de Beauvoir. Ihr Lieblingsvogel? Zur Auflockerung ein kleines Ratespiel für den Leser: Die Antwort heißt? – Falsch. „Schwan“ ist richtig.

Trotz dieses kleinen Ausrutschers sind wir tief bewegt von dem tiefen humanistischen Gehalt dieses facettenreichen Denkens. Michel Friedman läßt damit den schnöden englischen Geist Thomas Hobbes' hinter sich. Der hat in seinem „Leviathan“ behauptet „Homo homini lupus“, „Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf“. Bei Friedman ist der Mensch dem Menschen ein Mensch. Aber eben nicht nur das. Friedman überholt auch noch Marx. Dieser schrieb in seiner Religionskritik „Der Mensch ist das höchste Wesen für den Menschen“. Was heißt hier „das höchste Wesen“? Das „allerhöchste“! Und mehr noch: Ab heute ist Irren nicht mehr menschlich. Basta.

In einem Kurzporträt neben dem Fragebogen gibt Friedman detaillierter Auskunft über sich. „Ich bin ein gesellschaftlich engagierter Mensch“, sagt er da. Wer hätte das jetzt gedacht? Jens König

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