■ Osteuropäer klagen über den Westen: Weniger Geld als für Schanghai
Davos (dpa) – Für den Bau eines neuen Europa fehlen nach Ansicht führender Politiker aus Mittel- und Osteuropa im Westen die Ideen. Auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos kritisierten der tschechische Premierminister Vaclav Klaus und Polens Präsident Aleksander Kwaśniewski, daß die Europäische Union an alten Klischees festhalte.
Auch Österreichs Präsident Thomas Klestil räumte selbstkritisch ein, daß bisher noch kein Plan für das neue Europa vorliege. Zudem vermißt Klestil ausreichendes Engagement des Westens in den Reformländern. Als „dramatisches Beispiel“ führte er auf: Aus den Industrienationen fließe derzeit mehr Geld in die Region Schanghai als in alle Länder Mittel- und Osteuropas insgesamt.
Die jungen Demokratien in Mittel- und Osteuropa müßten sich im internationalen Wettkampf behaupten und hätten „bereits erstaunliche Fortschritte“ beim Abbau der Handelsschranken erzielt, lobte Krestil. Doch den Maßstab der Wirtschaftskraft, der den Kontinent automatisch aufteile, wollen die östlichen Nachbarn nicht akzeptieren. Der Premier Tschechiens meinte: Gemessen an der Wirtschaftskraft bestehe zwischen Nord- und Süditalien ein größerer Unterschied als zwischen Italien und der Tschechischen Republik.
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