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Eine Stimme für kleine Völker

■ Die Organisation für nicht-repräsentierte Nationen und Völker feiert Geburtstag

Den Haag (taz) – „Seit dem Ende des Kalten Krieges werden wir zunehmend mit ethnisch-politischen Konflikten konfrontiert. In solchen Fällen hat nur eine vorbeugende Diplomatie Aussicht auf Erfolg.“ Mit diesen Worten eröffnete am vergangenen Donnerstag Mairead Maguire, als Initiatorin einer nordirischen Friedenskampagne mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet, in Den Haag die Feierlichkeiten der „Organisation für nicht-repräsentierte Nationen und Völker" (Unpo).

Anlaß der Feier ist das fünfjährige Bestehen einer Organisation, in der Nationen und Völker gemeinsam auftreten, die in der internationalen Gemeinschaft, vor allem bei den Vereinten Nationen, nicht angemessen repräsentiert sind. Am Wochenende folgte eine Konferenz hinter verschlossenen Türen, bei der die zukünftigen Programme der Unpo beraten wurden.

Zunächst war jedoch Feiern angesagt. Was mit 14 Gründungsmitgliedern begann, ist zu einer Organisation mit 43 vertretenen Gruppen angewachsen. Hier finden so unterschiedliche Völker und Nationen wie Taiwanesen, US-amerikanische Lakota-Indianer oder die griechische Minderheit in Rumänien ihr Podium. Dabei repräsentiert Unpo nicht direkt ihre Mitglieder, die rund 130 Millionen Menschen ausmachen. Vielmehr hilft sie ihnen, ihre Anliegen besser zu Gehör zu bringen, etwa durch Untersuchungsmissionen oder durch diplomatisches Training. So gilt es, die Weltöffentlichkeit über mögliche Krisenherde zu informieren, ehe blutige Konflikte international Schlagzeilen machten.

Prominente Mitglieder der Unpo sind zum Beispiel die Tschetschenen oder die Angehörigen des nigerianischen Ogoni-Stammes. Ken Saro-Wiwa, der Vertreter der Ogonis, der vom nigerianischen Militär hingerichtet wurde, war sogar Vize-Vorsitzender der Unpo. In beiden Fällen blieben präventive Aktionen der Unpo ohne Erfolg. Auch Generalsekretär Michael van Walt van Praag sieht nicht nur Erfolge: „Einige ehemalige Mitglieder wie Armenien, Georgien und Estland konnten ihre Unabhängigkeit erlangen. Das ist zweifellos ein Erfolg.“ Aber es gebe nicht nur eindeutige Fortschritte. Es sei zwar gut, daß der umstrittene Status von Taiwan mittlerweile zum Thema bei den chinesisch-amerikanischen Beziehungen geworden ist. Die gewachsene Aufmerksamkeit könne allerdings auch – zumindest kurzfristig – zu verstärkten Repressionen führen.

Die Unpo steht vor schweren Zeiten. Wohl sieht man es als einen Erfolg an, daß weitere 35 Bewerber Mitgliedschaftsanträge gestellt haben, doch noch ist ungeklärt, wie die finanziellen Mittel für die meist freiwilligen Mitarbeiter sichergestellt werden können. Viele Aktionen scheitern am Geldmangel. Das illustriert José Ramos Horta, der als Exilführer der Befreiungsbewegung im indonesischen Ost-Timor von der Unpo für sein Engagement zum Schutz von bedrohten Völkern in Den Haag ausgezeichnet wurde: Bei der Geiselnahme in West-Papua wäre die Unpo für Verhandlungen mit den Geiselnehmern am geeignetsten gewesen – immerhin waren die Geiselnehmer der OPM-Unabhängigkeitsbewegung Mitglieder der Unpo. Ohne Geld konnte die Unpo in diesem Bereich jedoch nicht aktiv werden. Hugh Williamson

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