Sanssouci

■ Vorschlag: Waren erst Punks, geben sich heute mit Schweinerock zufrieden – die Supersuckers im Knaack-Club

Vielleicht waren's die Cowboyhüte, vielleicht die verspiegelten Pilotenbrillen, wer weiß? Oder vielleicht dieser Bandname, der ursprünglich den Titel eines Pornofilms abgab. Vielleicht auch das viele Bier oder das nur unwesentlich seltener genossene Gras. Auf jeden Fall ist die Punkrock- Hausse an den Supersuckers ungerechterweise recht schmerzlos vorbeigegangen. Nun verdienen andere das große Geld, und die Superlangweiler müssen sich den echten Stetson immer noch vom Munde absparen.

Früher haben die vier aus Austin einfach ihre Gitarren gepackt und halbstündige CDs mit zwei Dutzend Songs vollgespielt, jeder Tropfen verkleckertes mexikanisches Bier war zu hören, und auf dem Cover gab man sich nicht ganz jugendfrei.

Das Lustige an den Supersuckers war, daß sie sich dabei für wahnwitzig cool hielten und eigentlich das Gegenteil waren. Was soll man schon von Leuten erwarten, die Texas, nur weil sie von da kommen, zu ihrem Lieblingsstaat erklären, und deren Bassist sich aus freien Stücken Eddie Spaghetti nennt?

Das Tragische an den Supersuckers ist allerdings nicht etwa ihr Sexismus, der allzu leicht als Spielerei mit Redneck-Klischees entlarvbar war, sondern die Tatsache, daß ihre neue Platte erstmals länger als 40 Minuten geraten ist und nur 14 Lieder drauf sind. Damit verdoppelt sich die Durchschnittssonglänge fast, und das bekommt ihnen gar nicht. Lang ist's her, da überreichten sie den Dijits (deren Gitarristen sie übrigens inzwischen adoptiert haben) oder den Lazy Cowgirls höchstpersönlich am Ziel die Elektrolytgetränke, heute geben sie sich mit flottem Schweinerock zufrieden. Statt dessen spielen sie sogar Balladen (!) mit Slide- Gitarre (!!!).

Man wird halt auch nicht jünger. Und hat sogar die Zeit, wenigstens etwas Country einzubauen: Früher coverten sie Willie Nelson, heute hören sie sich sogar ein bißchen danach an. Offenbar sind die Supersuckers über die Jahre endlich da angekommen, wo sie immer schon hinwollten. Aber muße das unbedingt sein? Bleibt die freudige Erwartung, daß ihnen auf der Bühne wie meist der Geduldsfaden reißt. Thomas Winkler

Heute, 21 Uhr im Knaack, Greifswalder Str. 224, Prenzlauer Berg