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■ StandbildBehagliches Kamin-TV

„ZDF-Abendjournal“, werktags, 17 Uhr

Man darf sogar direkt dabei sein. Wie beim „Aktuellen Sportstudio“, das im gleichen Sendebereich am Mainzer Lerchenberg produziert. Doch beim neuen ZDF-Abendjournal werden wir nicht sichtbar, das Volk soll keine Kameraperspektive treffen. Mitklatschen ausdrücklich untersagt. Und das ist auch schon der größte Unterschied zum „Länderjournal“, das bis letzten Freitag zur gleichen Zeit am gleichen Ort ausgestrahlt wurde und früher „Tele-Illustrierte“, ganz früher sogar „ZDF-Drehscheibe“ hieß.

Zu krude habe das abgewickelte Magazin gewirkt und wenig geeignet, der Konkurrenz Paroli zu bieten, tönt es vom Lerchenberg. Am Montag gab es nun die erste Ausgabe dieses Abendjournals, das uns schon vom Titel her daran erinnert, daß der Tag sich nun seinem Ende zuneigt. Dafür erst mal ein Dankeschön, ebenso für die Durchjournalisierung des Tages. Ob es im Kampf um Quoten hilft? Nebensache, das. Das Studio: behaglich fast, gehalten in warm-gelben und orangeroten Tönen. Der Moderator Günther Neufeldt: jungenhaft-frisch, ein Mann für alle Omas vor dem Bildschirmen.

Unpäßlichkeiten gab es denn einige, die näher zu beleuchten aber die Höflichkeit untersagt, schließlich war es erst der Auftakt. Aber soviel läßt sich schon sagen: Die Idee, die Sendung in drei Blöcke zu unterteilen, die jeweils von (Bundesländer-) Nachrichten aus der „heute“-Redaktion unterbrochen werden, ist so gut wie schlecht. Auf den Inhalt kommt es an. Und da kam die Redaktion auf ein wahres Sammelsurium von Themen: Live vor der Aktionärsversammlung von Grundig in Nürnberg, Polizeigewalt gegen Ausländer, Koalabären im Duisburger Zoo, Michael Jackson. Wer hat schon was gegen Eintöpfe?

Doch diesen anzurühren, klappt bei anderen irgendwie besser, bei „Brisant“ in der ARD zum Beispiel. Was sollte denn überhaupt die Geschichte über die Schneeschuhe, die zu kaufen als trendy („Nachzulesen auf Videotexttafel 306“) behauptet ward? Soll das schon alles unter dem Rubrum „Service“ gewesen sein? Peinsam.

Wer also sowieso Zeit hat und wem egal ist, wann die Nachrichten kommen, wer sich einfach fühlen möchte wie am Kamin und nur den Feierabend genießen will, ist mit dem ZDF gut bedient. Aber wer braucht dazu schon ein Fernsehprogramm? Jan Feddersen

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