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Alle wollen Blüm bei der Rentenreform helfen

■ Die Gewerkschaften wollen zwar die Frührente nicht abschaffen, geben sich aber vor der Kanzlerrunde kompromißbereit. Laut BfA steigen die Beiträge 1997 ohnehin

Bonn (dpa/AFP) – Unmittelbar vor der heutigen entscheidenden Kanzlerrunde zum Thema Frührente haben Gewerkschafter und Politiker die Bundesregierung vor einer Abschaffung des bestehenden Systems gewarnt. Gleichzeitig signalisierten führende Gewerkschafter ihre Hilfsbereitschaft bei der Suche nach Kompromissen. Die beiden großen Kirchen in Deutschland forderten die Einrichtung eines Runden Tisches zur Sozialordnung.

Der Chef des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Dieter Schulte, sagte, Bonn dürfe nicht einfach die „Axt an die Frührente legen“. Ohne Vertrauensschutz für bestehende Frührentenregelungen und ein soziales Ersatzmodell würden die Gewerkschaften Korrekturen nicht zustimmen. Durch eine völlige Streichung der Frührente würde sich der „Flächenbrand am Arbeitsmarkt“ ausbreiten, sagte Schulte. Auch die bündnisgrüne Sozialexpertin Andrea Fischer forderte im Interview mit der taz einen langsamen Ausstieg aus der Frühverrentung. Nur so könne vermieden werden, daß „durch einen scharfen Schnitt die Arbeitslosigkeit von Jüngeren steigt“.

DGB-Chef Schulte schlug ein Modell mit Altersteilzeit für Arbeitnehmer ab 55 Jahren vor. Bei halber Arbeitszeit solle der Beschäftigte 50 Prozent des früheren Bruttolohns bekommen. Die Arbeitsämter sollten 20 Prozent dazugeben. Die Arbeitgeber müßten zudem den Rentenbeitrag auf 90 Prozent eines Vollzeitlohns aufstocken. Die Altersteilzeit solle eine korrigierte Frührentenregelung ergänzen.

Auch IG-Metall-Chef Klaus Zwickel gab sich kompromißbereit. Er betonte in der Sächsischen Zeitung, seine Gewerkschaft werde an einem Kompromiß zur Frührente mitarbeiten und ihn auch vertreten. Voraussetzung sei ein Vertrauensschutz für Arbeitnehmer, die Verträge abgeschlossen hätten.

Die Bundesversicherungsanstalt für Angestellte (BfA) erklärte, unabhängig von den Gesprächsergebnissen sei 1997 eine Erhöhung der Rentenbeiträge fällig. Was immer heute an Maßnahmen beschlossen werde, werde nicht unmittelbar oder auch nur schnell greifen, sagte BfA- Präsident Herbert Rische.

Blüm will die seit 1992 mögliche Frührente ab 60 Jahren wegen Arbeitslosigkeit abschaffen, um ein Ausbluten der Rentenkassen zu verhindern. Als Ersatz schlägt er vor, daß Unternehmen Arbeitnehmer vom 58. Lebensjahr an in Teilzeit beschäftigen sollen und diese zusätzlich zu ihrem Lohn noch eine Teilrente erhalten. Seiten 5 und 10

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