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"Nicht jeden Dreck erhalten"

■ Wohnraum-Erhaltungspolitik ade: Gründerzeithaus wird für neue Gär- und Lagerkeller der Holstenbrauerei geschleift Von Heike Haarhoff

„Ein Faß offen“, so findet GAL-Altona-Chef Olaf Wuttke, hatten die expansionswütige Holsten-Brauerei und die standortversessenen bis investorenhörigen Stadtplaner des Bezirks Altona seit langem. Jetzt aber drohe selbiges überzulaufen: Der in der vergangenen Woche begonnene Abriß des umkämpften, fünfstöckigen Wohnhauses Holstenstraße 216-218 ist, sagt Wuttke, erst der Anfang vom Ende einer vernünftigen Wohnraum-Erhaltungspolitik an der Holstenstraße.

Denn der 22 Meter hohe Gär- und Lagerkeller, den die Holsten-Brauerei anstelle des gründerzeitlichen Wohnhauses noch in diesem Jahr hochziehen will, könnte schon bald weitere Erweiterungs-Bauvorhaben nach sich ziehen. Der stadtentwicklungspolitisch höchst fragwürdige Abbruch der kompletten restlichen Häuserzeile auf Brauerei-Gebiet bis hin zur Haubachstraße ist seit Jahren genehmigt. „Möglich ist das“, bestätigt Holsten-Sprecher Udo Franke die langfristigen Pläne seines Unternehmens als „Ersatz für Altanlagen und notwendige Kapazitätserweiterung“ – Stadtbild und Wohnungsnot zum Trotz.

In der vergangenen Woche ließ die Holstenbrauerei als Hauseigentümerin trotz klirrender Kälte die Abriß-Bagger anrollen. Noch steht die Fassade, lassen eingerissene Mauern die ehemaligen Grundrisse erahnen. Doch schon bis Ende nächster Woche sollen auch die letzten Überbleibsel rosa gekachelter Badezimmer und sonstige Erinnerungen an die 18 einstigen Altbauwohnungen in Schutt und Asche verwandelt sein.

Wann die Häuser Holstenstraße  214 bzw. Haubachstraße  93 und 91 folgen werden, ist unklar. „Die betreiben hier Salami-Taktik, damit die Häuser-Kampffront zerbricht“, ahnt Wuttke. Tatsächlich ist der Widerstand der MieterInnen längst nicht mehr so erbittert wie im Herbst 1994, als die Abrißpläne der Bierseligen bekannt wurden (taz berichtete): „Die Leute aus den Wohnungen haben entweder Ersatzwohnraum von der Holsten-Brauerei gestellt oder Entschädigung bekommen“, sagt ein Mieter aus der Holstenstraße  214. Und fügt achselzuckend hinzu: „Gegen den Abriß kann man wohl sowieso nichts mehr machen.“ Bestätigt wurde seine Einschätzung im vergangenen Sommer: Die letzten protestierenden Mieter gaben auf und zogen aus.

Politisch ist das – mehrheitlich – auch gar nicht gewollt: „Wir können nicht jeden Dreck erhalten, bloß weil er alt ist“, weint Stadtplanungs-Chef Curt Zimmermann dem Altbau keine Träne nach. Im übrigen sei es „rechtswidrig“, Menschen in direkter Nachbarschaft zu einem Industriegebiet wohnen zu lassen. „Das ist schon wegen des Lärms und der Geruchsbelästigung unzumutbar.“

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