■ Mit Fischereiprinzipien auf du und du
: Kleine Öko-Käpt'ns

Berlin (taz) – Die Meeressektion von Greenpeace hat gestern weltweit eine erste Fassung ihrer „Prinzipien für eine ökologisch verantwortliche Fischerei“ vorgestellt. In 49 Punkten wurden mit Ökologen und Fischern Vorschläge erarbeitet, damit die Meere nicht weiter leer geräumt werden.

Daß die internationalen Fangflotten nicht einfach weitermachen können wie bisher, das sehen auch viele Kapitäne ein. Schließlich gibt es eine große Überkapazität: Zwischen 1970 und 1992 verdoppelte sich die Zahl der großen Kähne von 580.000 auf 1,2 Millionen, die der kleineren stieg von 1,5 auf 2,3 Millionen. Kommentar von Chris Newton, Fischereiexperte der Food and Agricultural Orgnisatioon (FAO): „Wir könnten zur Flottengröße von 1970 zurückkehren, wir würden die gleiche Menge Fisch fangen.“

Die europäische Flotte sollte laut EU-Kommission um 40 Prozent verkleinert werden. Doch der Schrumpfprozeß wird von Subventionen und zu hohen Fangquoten gebremst, nicht nur in der EU. Die 22 Milliarden Dollar Verlust, die die Weltfischerei laut FAO 1989 eingefahren hat, wurde größtenteils von den jeweiligen Heimatstaaten aufgefangen.

Weltweit stagniert der Fang seit Jahren bei etwa 84 Millionen Tonnen, davon 56 Millionen für den Menschen, der Rest landet in den Trögen der Haustiere – kleine Fische sind dabei die Deutschen mit ihrem Jahresfang von etwa 300.000 Tonnen. Die vielen Kähne grasen auf der Suche nach der letzten Sprotte den Meeresboden ab und fangen beileibe nicht nur Nutzfische – zwischen 18 und 40 Millionen Tonnen sind wirtschaftlich wertloser Beifang.

Greenpeace fordert deshalb unter anderem umweltschonende Fangtechniken mit kleineren Booten statt der industriellen Fischerei mit den riesigen Schleppnetzen. Solange es kein wissenschaftlich fundiertes Bestandsmanagement gibt, soll keine Fischerei neu etabliert werden. Subventionen vor allem für die Verlagerung in bisher nicht so stark befischte Gebiete müßten aufhören.

Ein Teil der durchaus vorhandenen Gewinne der fischverarbeitenden Industrie soll in die Überwachung und Umsetzung der neuen Fischerei fließen. Detaillierte Produktkennzeichnungen und andere Informationen sollen helfen, daß der Verbraucher auch eine ökologisch begründete Kaufentscheidung treffen kann. rem