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Ein Gramm weniger im Wahlkampf

■ Nach erster US-Vorwahl: Glückloser Phil Gramm gibt auf

Washington (wps/taz) – Die Riege der republikanischen Aspiranten auf die US-Präsidentschaftskandidatur lichtet sich. Nach seiner Niederlage bei den Vorwahlen in Iowa hat Phil Gramm, der Senator aus Texas, das Handtuch geworfen. Der bekannte konservative Senator, der vor Beginn des Wahlkampfs als wichtigster Herausforderer Bob Doles gesehen worden war, hatte letzte Woche in Louisiana überraschend gegen den christlichen Fundamentalisten Pat Buchanan verloren und am Montag in Iowa einen mickrigen fünften Platz errungen – hinter Dole, Buchanan, Lamar Alexander und Steve Forbes.

„Wenn man in Iowa Fünfter wird, muß man hirnverbrannt sein, um sich selbst und die eigene Rolle nicht zu überdenken“, erklärte Gramm am Dienstag, als er seine Wahlkampfauftritte in New Hampshire absagte und nach Washington zurückkehrte, wo er gestern offiziell seinen Rückzug erklären wollte. Auch der glücklose Forbes hat seinen Wahlkampf unterbrochen und Strategietreffen mit seinen Beratern einberufen.

Gramms Rückzug gilt als weiteres Indiz für die zunehmende Macht christlich-fundamentalistischer Strategen bei den Republikanern. Gramm hatte sich zu Beginn seines Wahlkampfs geweigert, sich auf das Thema Abtreibung zu konzentrieren und sich damit die Feindschaft des einflußreichen Gary Bauer vom christlichen Family Research Council zugezogen. Der taktisch versiertere Dole gilt gegenüber der christlichen Rechten als aufgeschlossener – Buchanan sowieso.

Nach seiner Niederlage konnte Gramm nicht mehr mit nennenswerten Wahlkampfspenden rechnen. Er war bisher neben Dole der erfolgreichste Spendeneintreiber gewesen – 20 Millionen Dollar hat er gesammelt, das meiste allerdings schon ausgegeben. Finanzieller Gewinner von Iowa ist Pat Buchanan, der jetzt als Führer der Rechten dasteht. Er hatte bisher gerade 3,4 Millionen zur Verfügung, aber sein Wahlkampfstab erwartet jetzt einen Spendenboom.

So kann nun der Fundamentalist Buchanan richtig loslegen, während der bisherige Spendenchampion Dole aufpassen muß, daß er in den nächsten Monaten nicht die gesetzliche Obergrenze für Vorwahlkampfausgaben von 31 Millionen überschreitet: Er hat schon 16 Millionen Dollar verbraten, vor allem in der Abwehr gegen die privat finanzierte Kampagne des Verlegers Steve Forbes. Und der Vorwahlkampf hat gerade erst begonnen. D.J.

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