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„Willkürlich zum Täter erklärt“

■ Ex-Bewohner des abgebrannten Lübecker Flüchtlingsheims klagen an: Mit Falschbehauptungen den Falschen zum Mörder gestempelt Von M. Carini

„Safoan spielt nicht mit Feuer“, sagt Mohammed Eid: „Er ist unschuldig.“ Der Libanese, dessen Bruder seit Wochen unter dem Verdacht, in der Lübecker Flüchtlingsunterkunft Feuer gelegt und damit den Tod von zehn Menschen verschuldet zu haben, in Untersuchungshaft sitzt, ist sichtlich aufgewühlt. 30 Zeugenaussagen von ehemaligen BewohnerInnen der Sammelunterkunft zählten nicht soviel wie die eine Aussage eines deutschen Feuerwehrsanitäters, dem gegenüber der Verdächtige die Mordbrennerei gestanden haben soll. Eid: „Wir werden hier nicht als Menschen behandelt.“

Am Freitag abend, auf einer Veranstaltung von verschiedenen Flüchtlings- und Antifa-Initiativen zu dem Lübecker Brandanschlag, kommen im Hörsaal des pädagogischen Uni-Instituts die Opfer zu Wort, die knapp mit dem Leben davonkamen, deren Familenangehörige in den Flammen erstickten und verbrannten.

Sie klagen an: die Lübecker BürgerInnen, die „eine Barriere zwischen sich und uns aufgebaut haben“. Die örtlichen Medien, die seit Jahren den Fremdenhaß geschürt, „uns das Recht abgesprochen haben, in Deutschland zu leben“. Die Behörden, die sie in der Hafenstraße isoliert, ihnen auch nach jahrelangem Aufenthalt nicht zugebilligt hätten, sich in ihrer neuen Heimat eine Arbeit und eine Wohnung zu suchen. Die Ermittler, die ihre Zeugenaussagen zu dem Brandanschlag nicht zur Kenntnis genommen oder bewußt verdreht hätten.

Gustave E., mit dem der tatverdächtige Libanese Streit und damit ein mögliches Motiv gehabt haben soll, beteuert immer wieder: „Wir hatten nie Probleme miteinander. Da wird ganz wilkürlich einer zum Täter erklärt.“ Gustave E. berichtet, wie er – mit schweren Brandverletzungen im Krankenhaus liegend – nachts um eins geweckt und stundenlang verhört worden ist. „Ich war am Ende unkonzentriert und bat darum, mich in Ruhe zu lassen.“ Erfolglos.

Mehrere Zeugen aus der abgebrannten Unterkunft wissen zu berichten, daß der Tatverdächtige während der Vernehmungen immer wieder als „Täter“ bezeichnet und so vorverurteilt wurde. Dann wiederum hätten die Beamten „in den Raum gestellt, daß möglicherweise einer der Verstorbenen das Feuer gelegt hätte“. Und immer wieder hätten die Befrager versucht, den ehemaligen BewohnerInnen der abgebrannten Unterkunft in den Mund zu legen, daß es Spannungen zwischen den Flüchtlingen arabischer und afrikanischer Herkunft gegeben habe.

Ein afrikanischer Flüchtling ist sich deshalb sicher: „Die Polizei wird am Ende einen von uns als Täter präsentieren. Die rassistischen Hintergründe des Anschlags sollen verschleiert werden.“ Die Brand-Opfer, die nach der Tat „keinerlei psychologische oder moralische Hilfe von außen erfahren haben“ und deren Abschiebungsverfahren weiter mit Hochdruck laufen, wollen zusammenhalten. Mohammed Eid: „Der Versuch uns zu spalten, wird keinen Erfolg haben.“

Siehe auch Bericht Seite 4

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