Die „Betonplatte“ muß nicht sein

■ Förderkreis: Andere Entwürfe könnten gebaut werden

Der „Förderkreis zur Errichtung eines Denkmals für die ermordeten Juden Europas“ besteht für das geplante Holocaust-Mahnmal nicht mehr auf der umstrittenen „Platte“ von Christine Jackob- Marks. Auch einer der sechs anderen preisgekrönten Entwürfe, sagte Lea Rosh am Wochenende, könnte nach einer Überarbeitung als Mahnmal gebaut werden.

Über den Standort jedoch läßt der Förderkreis ebenso wenig mit sich reden wie über die Ausschreibung eines neuen Wettbewerbs. Vielmehr fordern Rosh und ihre MitstreiterInnen die anderen beiden Auslober – die Regierungen in Bonn und Berlin – auf, den im letzten Jahr abgeschlossenen Wettbewerb schnellstens zu beenden. Nach dem Veto von Bundeskanzler Helmuth Kohl müsse man sich jetzt für einen der vorhandenen Entwürfe entscheiden. Dies alles beschloß der Förderkreis bei einem Treffen am Samstag.

Der Wandel im Förderkreis, der bisher immer für die Steinplatte von Jackob-Marks votiert hatte, ist kein Gesinnungswechsel. „Natürlich habe ich die Platte noch im Kopf“, gab Rosh freimütig zu, „aber um einen Konsens zu finden, müssen wir auch Kompromisse eingehen“. Und außerdem bleibe ihr ja auch noch die Hoffnung, daß es gar keine bessere Lösung geben könne, denn, wie sie zugab, „wir diskutieren über die sieben Entwürfe, aber ich glaube, daß die Platte am Schluß dabei rauskommt“.

Die Kritk, die es an der Strategie der verschlossenen Türen, der Verhandlung eines Holocaust- Mahnmals ohne öffentliche Beteiligung nur durch den Förderkreis, den Senat und die Bundesregierung gab, prallt an Rosh weiterhin ab. Sie habe nichts dagegen, daß sich der Bundestag als Volksvertretung mit dem Holocaust-Mahnmal befasse, eine Debatte könne eigentlich nur nützlich sein. Aber die letzte Entscheidung müsse bei den bisherigen Auslobern bleiben.

Auch Tillmann Fichter (SPD), Mitglied im Förderkreis, maß dem Parlament in der Frage keine große Bedeutung bei: „Der Bundestag kommt fünf Jahre zu spät mit der Diskussion. Sie ist zu begrüßen, aber eher als Überwindung der Verdrängungsgeschichte des Holocaust in der Bundesrepublik.“

Von Seiten der Bundesregierung gibt es bislang noch keine Stellungnahme zum weiteren Vorgehen. Lea Rosh sagte am Samstag, Bundeskanzler Helmut Kohl hielte am Standort fest und wolle keinen neuen Wettbewerb. In Berlin wird sich in nächster Zeit der neue Bausenator Jürgen Klemann von der CDU mit dem Holocaust- Mahnmal befassen. Barbara Junge