: Protest gegen Mord in Israels Gefängnissen
■ Sechs Palästinenser wurden vermutlich von ihren Mitgefangenen getötet
Tel Aviv (taz) – B'Tselem und vier andere israelische Menschenrechtsorganisationen haben gestern in einer gemeinsamen Erklärung gegen die Ermordung palästinensischer Häftlinge in israelischer Militärhaft durch Mitgefangene protestiert. Sie appellieren an die israelischen Militärbehörden, entsprechene Schritte zu ergreifen, um derartige Vorfälle zu verhindern. Die Militär- und Zivilpolizei wird aufgefordert, zwei solche Todesfälle, die in der letzten Zeit im Militärgefängnis von Megiddo vorgekommen sind, aufzuklären und die dafür Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.
Am 1. Februar wurde im Gefängnis von Megiddo der dort inhaftierte Administrativgefangene Abdel Rahman Omar Salim al-Kilani (21) aus Jabed am Westufer ermordet. Bei einer Obduktion wurde von einem israelischen und einem palästinensischen Pathologen festgestellt, daß al-Kilani zu Tode gefoltert worden ist – allem Anschein nach von anderen palästinensischen Gefangenen, die al- Kilani verdächtigten, ein israelischer Agent zu sein.
Am vergangenen Donnerstag wurde ein weiterer Palästinenser, Adel Ayad Jussuf al-Schahatit (21) aus Dura bei Hebron am Westufer ebenfalls in Megiddo ermordet. Es handelt sich um einen Studenten der Universität Hebron und Mitglied des dortigen Studentenrats, der vor zwei Jahren verhaftet und später zu einer 20monatigen Gefängnisstrafe verurteilt wurde.
Das Mandela-Institut für palästinensische Gefangene in Ramallah ist der Ansicht, daß al-Schahatit – ähnlich wie al-Kilani – zu Tode gefoltert worden ist. Das Mandela- Institut macht die israelischen Militärbehörden, in deren Gefängnis sich die beiden Palästinenser befanden, für den gewaltsamen Tod al-Kilanis und al-Schahatits verantwortlich.
In der Protesterklärung halten die fünf israelischen Menschenrechtsorganisationen fest, daß nach israelischem Recht die Gefängnisbehörden die volle Verantwortung für Leben und Gesundheit jedes Inhaftierten tragen. Hingewiesen wird weiter auf die Tatsache, daß den beiden genannten Todesfällen vier andere ähnliche Vorfälle im israelischen Militärgefängnis Keziot („Ansar 3“) vorangegangen sind. Amos Wollin
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