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■ Konkurs oder Teilverkauf? Ein Crash des Bremer Vulkan Verbundes gefährdet 23.000 Arbeitsplätze in Norddeutschland. Staatliche Subventionsmilliarden zur Rettung stehen bereit, dürfen aber in die Werften nicht ohne weiteres fließenDer Vulk

Konkurs oder Teilverkauf? Ein Crash des Bremer Vulkan Verbundes gefährdet 23.000 Arbeitsplätze in Norddeutschland. Staatliche Subventionsmilliarden zur Rettung stehen bereit, dürfen aber in die Werften nicht ohne weiteres fließen

Der Vulkan droht zu erlöschen

Riesen sterben nur schwer. Die wichtigste Überlebensgarantie des angeschlagenen Bremer Vulkan Verbundes ist inzwischen seine Größe. Selbst wenn die bereits am Freitag angekündigte „wichtige Mitteilung“ des Konzernvorstands heute „Konkurs“ lautet (bis Redaktionsschluß war die Entscheidung noch nicht gefallen), werden es sich weder Bonn noch die betroffenen Landesregierungen leisten können, 23.000 Arbeitsplätze im strukturschwachen Norddeutschland einfach abzuschreiben.

600 Millionen Mark habe er zur Rettung der Ostwerften schon auf der hohen Kante – „und das muß nicht das letzte Wort sein“, erklärt Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsminister, Harald Ringstorff (SPD), seit Wochen sogar ungefragt. Bremen hat dem Vulkan bereits vor einem Jahr 200 Millionen Mark für ein „Unterweserkonzept“ zur Modernisierung der drei Werften im kleinsten Bundesland angeboten. Und auch die bundeseigene Kreditanstalt für Wiederaufbau wäre bereit, mit günstigen Finanzierungen zur Fertigstellung der halbfertigen, supermodernen Ostwerften zu sorgen.

Doch trotz der versprochenen Staatshilfen in Milliardenhöhe steht es nicht gut um den Vulkan- Verbund. Strenge Richtlinien der Europäischen Union setzen nämlich sehr enge Grenzen für Staatssubventionen im Schiffbau, bis Ende des Jahres soll staatliche Werftenhilfe gar ganz untersagt werden (siehe unten).

Kein Wunder, daß Brüssel derzeit eine der Hauptrollen im Tanz um den Vulkan spielt. Schon einmal hatte die EU-Kommission für den Aufbau der Werften im Osten eine Ausnahme vom Subventionsverbot genehmigt. 850 Millionen Mark der Treuhandanstalt darf der Vulkan in Mecklenburg-Vorpommern investieren. Weitere 700 Millionen Mark hätte er selber dazutun sollen. Doch das kann er offenbar jetzt nicht mehr. Würde Brüssel die Fertigstellung der Ostwerften mit weiteren Staatshilfen gestatten, dann hätten zumindest die Werften im Verbund eine gute Zukunft.

Denn in Wismar, Rostock und Stralsund entstehen die modernsten Schiffbaubetriebe der Welt mit gut 6.000 Arbeitsplätzen. Die dafür notwendigen hochqualifizierten Konstruktions- und Marketingabteilungen sitzen allerdings in Bremen und sind das Faustpfand für ein zumindest teilweises Überleben der Unterweser-Werften mit heute noch gut 5.000 Beschäftigten. Außerdem sind die Ostwerften nicht für den Bau der ganz großen Schiffe ausgelegt, brauchen also womöglich für das Überleben auf dem Weltmarkt die gigantischen Produktionsstätten in Bremen und Bremerhaven, in denen zur Zeit die beiden größten je in Deutschland gebauten Kreuzfahrtschiffe entstehen.

Zum Vulkan Verbund gehört neben den Werften das Bremer High-Tech- und Rüstungsunternehmen STN Atlas Elektronik mit fast 4.000 Beschäftigten. Mit weit über 100 Millionen Mark hatte das Land Bremen dessen Verkauf vom Krupp-Konzern an den Vulkan Verbund ermöglicht, schließlich ist STN Atlas Elektronik inzwischen das einzige – und erfolgreiche – Bremer Großunternehmen im zukunftsträchtigen Elektronikbereich. Kein Wunder, daß der drohende Konkurs des Vulkan Verbunds Interessenten für eine Beteiligung an der lukrativen STN Altlas Elektronik anlockt. Glaubt man dem Branchengeflüster, gehören dazu sowohl der US-Rüstungskonzern Lockheed als auch sein französisches Pendant CSF Thomsen.

Doch so ohne weiteres läßt sich STN Atlas Elektronik von einem Konkursverwalter des Vulkan Verbunds nicht versilbern. Das Land Bremen nämlich hat sich als Gegenleistung für die Subvention einen Teil des Unternehmens verpfänden lassen und müßte einem Verkauf zustimmen. Zumindest eine Garantie des Standorts und des Großteils der Arbeitsplätze dürfte das Land deshalb zur Bedingung machen.

Am ehesten könnte sich der trudelnde Vulkan Verbund deshalb noch von seinen Maschinenbauunternehmen trennen. Doch das größte von ihnen, Dörries-Scharmann in Mönchengladbach, Mechernich und Neu-Ulm mit insgesamt rund 850 Beschäftigten, steckt selber in der Krise und hat die aktuellen Liquiditätsprobleme des Vulkan Verbundes zu einem großen Teil gerade erst hervorgerufen. Weltweit hat der Maschinen- und Anlagenbau Absatzschwierigkeiten.

Neben den Großunternehmen hat sich der Vulkan Verbund in den vergangenen Jahren über 60 kleinere Industriebetriebe zusammengekauft, an weiteren hält er Minderheitsbeteiligungen. Welche Auswirkungen ein Konkurs oder ein Teilverkauf auf die Zahl der Beschäftigten haben würde, weiß deshalb heute noch niemand – nicht einmal die Konzernspitze oder das Bankenkonsortium unter Führung der Commerzbank, das sowohl die Mehrheit der Vulkan- Aktien in Höhe von 730 Millionen Mark als auch den Löwenanteil der Kredite von 1,4 Milliarden Mark repräsentiert. Sicher ist nur: Ein Riese wie der Vulkan stirbt nicht einfach, sein Zerfall wird Monate dauern. Dirk Asendorpf, Bremen

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