: Säbelrasseln zwischen Türkei und Griechenland
■ Türkei zieht Botschafter ab, Griechen blockieren Zusammenarbeit EU-Türkei
Ankara/Bonn (dpa/AFP) – Die Türkei hat gestern von der Europäischen Union „Maßnahmen gegen feindliche Aktionen Griechenlands“ gefordert. Ein hochrangiger Regierungsbeamter sagte am Freitag in Ankara gegenüber der Nachrichtenagentur dpa: „Wir sind nicht mehr bereit, tatenlos hinzunehmen, wie Athen unsere Beziehungen zur EU seit 15 Jahren ständig stört.“
Griechenlands Ministerpräsident Kostas Simitis hatte in den vergangenen Tagen bei Besuchen in mehreren EU-Hauptstädten und Bonn angekündigt, sein Land wolle die Anwendung der zu Jahresbeginnn in Kraft getretenen Zollunion der EU mit der Türkei blockieren. So hatte Griechenland erreicht, daß eine EU-Sonderfinanzhilfe für die Türkei von der Tagesordnung der EU-Ministerratssitzung am Montag gestrichen wurde.
Die amtierende türkische Ministerpräsidentin Tansu Çiller hatte daraufhin erklärt, ihr Land werde sich „gegen das feindliche Verhalten Griechenlands zur Wehr setzen, selbst wenn es völlig auf sich allein gestellt“ sei. Sie rief in Ankara die „Freunde der Türkei“ dazu auf, Griechenland von seinem jetzt eingeschlagenen „gefährlichen Weg“ abzubringen. Außenminister Denis Baykal drohte, Griechenland werde „den Preis für jede feindselige Haltung gegen die Türkei bezahlen“.
Der Konflikt hatte sich bereits am Donnerstag abend weiter verschärft, als die türkische Regierung ihren Botschafter auf unbestimmte Zeit aus Athen zurückbeorderte.
Der griechische Außenminister Theodoros Pangalos und Ministerpräsident Simitis bekräftigten am Donnerstag in Bonn die griechische Position, wonach Athen zu Verhandlungen über seine Souveränitätsrechte nicht bereit ist. Wenn die türkische Regierung Anspruch auf ägäische Inseln erhebe, die nach dem Völkerrecht und internationalen Verträgen eindeutig zu Griechenland gehörten, solle sie den Fall vor den Internationalen Gerichtshof in Den Haag bringen.
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