■ Press-Schlag
: Arilsons Flucht

Da sage noch einer, Rainer Geye, Manager des 1. FC Kaiserslautern, habe kein glückliches Händchen beim Einkauf neuer Spieler. Tagelang hatte er die brasilianischen Stadien abgegrast, auf der Suche nach einem Retter für Friedel Rauschs marodes Team: am liebsten einen jener fußballerischen Wunderknaben, wie sie in Brasilien bekanntlich auf den Bäumen wachsen. Zurück kam er mit einem veritablen Glücksgriff: Arilson Gilberto da Costa, Spielmacher vom Südamerikameister Gremio Porto Alegre.

Arilsons Debüt auf dem Betzenberg war vielversprechend, aber kurze Zeit später lachte sich die gesamte Liga-Konkurrenz schon wieder hämisch ins Fäustchen. Die Künste des 22jährigen hatten sich, welch Wunder, nämlich auch in Brasilien herumgesprochen, und zwar so ausgiebig, daß Nationaltrainer Mario Zagalo den jungen Mann gleich für Nationalteam und Olympia-Auswahl einplante. Mit anderen Worten: Der Neuzugang würde Kaiserslautern in der Rückrunde praktisch kaum zur Verfügung stehen. Die Schadenfreude war jedoch verfrüht, denn Manager Geye hatte offenbar nicht nur auf die fußballerischen Qualitäten Arilsons, sondern auch auf dessen Charakter geachtet. Und der scheint ähnlich beschaffen zu sein wie jener von Bernd Schuster oder Romario.

Bei Zagalo stieß Geye, der eigens nach Argentinien ins Trainingscamp der brasilianischen Olympiamannschaft gereist war, um seinen Spieler für das heutige Pokal-Halbfinale gegen Leverkusen loszueisen, auf taube Ohren. Nicht so bei Arilson. Ohnehin sauer, weil er in drei Qualifikationsspielen bloß auf der Bank gesessen hatte, büxte der Spieler einfach aus und riskierte damit ein Ende seiner Karriere im Team des Weltmeisters.

„Er hat seine Leute in den Hintern getreten. Ich will ihn nicht mehr sehen“, zürnte Zagalo, und Verbandspräsident Ricardo Texeira nannte den Abtrünnigen einen Verräter. Er will ein weltweite Sperre bis zum 7. März, dem Ende des südamerikanischen Olympia-Qualifikationsturnieres, beantragen. Danach gehört Arilson, wie es aussieht, allein dem 1. FCK. Rainer Geye darf sich zu seinem Weitblick gratulieren. Matti