: Rückzug russischer Truppen
■ Stellungen in der Kaukasusrepublik Inguschetien werden geräumt. Tausende fordern eine Bestrafung der Militärs
Moskau (AFP/rtr) – Nach viertägigen Angriffen auf zwei Grenzdörfer in Inguschetien haben russische Truppen gestern mit dem Abzug aus der Föderationsrepublik begonnen. Mehrere Dutzend russische Panzer hätten ihre Stellungen in der Umgebung der Orte Arschty und Galaschki geräumt und seien Richtung Tschetschenien in Marsch gesetzt worden, berichteten Moskauer Nachrichtenagenturen unter Berufung auf die inguschetischen Behörden und Korrespondenten vor Ort. Bei den heftigsten Kämpfen auf inguschetischem Boden seit Dezember 1994 wurden nach einer vorläufigen Bilanz achtzehn Menschen getötet und rund dreißig verletzt.
In der Hauptstadt Nasran versammelten sich nach Angaben des inguschetischen Präsidentensprechers unterdessen mehrere tausend Menschen, um eine Bestrafung der verantwortlichen russischen Militärs zu fordern.
Die russischen Truppen hatten seit Donnerstag die beiden Grenzdörfer Arschty und Galaschki mit Artillerie beschossen. Zur Begründung hatten sie angegeben, dort hielten sich tschetschenische Unabhängigkeitskämpfer auf. Bewohner Arschtis hatten aber mehrfach dementiert, daß sich unter den tschetschenischen Flüchtlingen in dem Dorf Aufständische befänden. Am Wochenende waren die Angriffe verstärkt worden.
Inguschetischen Angaben zufolge hatte der russische General Gennadi Troschew den Abzug der Truppen bereits am Sonntag bei einem Treffen mit dem inguschetischen Präsidenten Ruslan Auschew zugesagt. Laut Troschew wurden bei den Artilleriegefechten vierzehn russische Soldaten getötet und zwanzig verletzt. Nach inguschetischen Angaben kamen vier Zivilisten ums Leben, zehn Personen weitere erlitten Verletzungen.
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