Sanssouci: Vorschlag
■ Die Lagerhalle called Popmusik: Moloko sind morgen im Loft
Wovon man gerade spricht: Moloko, das nächste Pärchen, das uns den beliebten Stilmix aus rumpeliger und tanzkompatibler Studiofummelei mit einer weiblichen Stimme beschert. Unbeholfen-eingeweiht nennt man diese Musik TripHop – Moloko aber basteln jetzt schon auf den Trümmern desselben herum. Wenn man TripHop überhaupt charakterisieren kann, dann mit einer eigenartigen Abwesenheit von Schnelligkeit und Kraft, einer Art Lazyness. Das zeichnete Massiv Attack schon 1991 aus, Portishead und Tricky im letzten Jahr. Dazu kam immer noch eine besonders durch die weiblichen Gesangsparts produzierte Gefühligkeit. Bei Moloko nun geht alles ein bißchen zupackender und lärmiger, quietschiger und spaßiger zu. Auf ihrem Debüt „Do You Like My Tight Sweater“ kommen alle erdenklichen Sounds zu ihrem Recht: eher Kramladen als Konzept-TripHop. Transportiert wird tonnenweise aus der großen Lagerhalle called Popmusik, neben den Schlepp-Hops gibt es auch Drum 'n' Bass- Sounds, neben G-Funk-Schleifen auch Anleihen aus den frühen Achtzigern mit Sounds based on Synths & Wave. Und getrennt ist das alles überhaupt nicht, grundsätzlich liegen die Songs immer auf der Lauer für den nächsten übermütigen Soundsalto.
Auch Lyrics haben Moloko zuhauf, eigentlich eine Seltenheit in diesem speziellen Gewerbe, und da singt Rosin Murphy, die Sängerin des Duos, beispielsweise „I dream I'm at a crossroads no place left to go I look in each direction eenie meanie miny mo.“ Die vielen Zitate in Wort und Musik lassen jedoch kaum Rückschlüsse auf ihre Anwender ziehen: Soundtüftler Mark Byrdon soll in seinem früheren Leben House-Maxis produziert haben. Und Murphy hat sich, nach mühevollen Jahren des Aneignens einer geeigneten, machtvollen Stimme, höchstens in Annie Lennox verhört – Robustheit und Unnahbarkeit stehen bei ihr vor Zerbrechlichkeit. Soulfulness mag sie, analog den Beats, wenig herüberbringen, und insgesamt haben Moloko trotz der hibbeligen, kindlichen Verspieltheit oft den Charme eines Gefrierschranks. (Kinder können ja so grausam sein!) Gerrit Bartels
Morgen, 20.30 Uhr, Loft im Metropol, Nollendorfplatz
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen