St. Uli & Co.

Ob der FC St. Pauli morgen um 20 Uhr am Millerntor gegen den SC Freiburg tatsächlich das erste Heimspiel des Jahres 1996 austragen können wird, ist nach wie vor ungewiß. Gewiß jedoch ist, daß der Verein glänzend vorbereitet in das Treffen ginge, hat doch Trainer Uli Maslo das Zwiegespräch mit der Übersteiger-Redaktion „mit einem höheren Wissensstand bzgl. des Umfeldes des FC St. Pauli“ verlassen, wie das Fanorgan in einer Pressemitteilung erfreut („Dies läßt uns für die Zukunft hoffen“) kundtat.

Den Sphären des Fan-Ladens entronnen, präsentierte Maslo selbst sich allerdings wortkarg. „Ich weiß jetzt mehr über unsere Fans und ihre verständlichen Bedürfnisse“, vertraute er dem Hamburger Abendblatt an. Bemerkenswert wenig angesichts des großen Erfolgs, den Maslo damit bei den Fans erreicht hat, „um die wir uns wieder intensiver kümmern müssen“.

Die Vorwürfe gegen Maslo – von den Vorfällen in Chiclana über die mangelnde Kommunikation innerhalb des Vereins bis zur Ignoranz gegenüber dem Amateur- und Nachwuchsbereich – sind aus Sicht des Übersteigers zumindest soweit ausgeräumt, als daß nach dem dreistündigen Gespräch keine Rücktrittsforderungen mehr geäußert werden. „War es vorher stark bewölkt, ist es nun heiter bis wolkig“, formulierte der Fan-Beauftragte und Pauli-Wetterfrosch Sven Brux den ersten Schritt auf dem Weg zum historischen Kompromiß zwischen Trainerscheinbesitzer und Fanklasse.

Ob da auf den kritischen Dialog gesetzt wird, der munter die Zeit vertreibt, bis ein Übungsleiter wegen des Absturzes auf Tabellenplatz 16 vom Präsidium „in beiderseitigem Einvernehmen“ entlassen wird? Zweifelhaft, wieviel dem engagierten Teil der Fans eine Entlassung des Trainers wert sein mag. „Vorwärts im Kampf um den Klassenerhalt“ lautet die Agit-Pop-Formel des Übersteigers dann doch – man weiß ja nie und arrangiert sich lieber.

Sportlich läuft für den Trainer schließlich alles. Bei Eintracht Braunschweig gewannen seine Kicker im Freitagabendsersatzbeschäftigungsprogramm mit 2:1 (Tore: Sobotzik, Schweißing). folk