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Jetzt outen Banker sich selber

■ Steuerhinterziehung: Commerzbanker stellt Strafanzeige

Frankfurt (dpa) – Erstmals hat ein Angestellter der Commerzbank AG in Frankfurt Strafanzeige gegen Mitarbeiter des viertgrößten deutschen Geldinstituts wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung gestellt. Dies bestätigte der Frankfurter Oberstaatsanwalt Rainer Schilling gestern.

Rund 200 Ermittler hatten in der vergangenen Woche die Commerzbank-Zentrale sowie Filialen in Frankfurt, Hofheim/Taunus, Hockenheim und Erfurt durchsucht und umfangreiches Aktenmaterial beschlagnahmt. „Verantwortliche und Mitarbeiter“ der Bank stehen im Verdacht, Beihilfe zur Steuerhinterziehung geleistet und gegen das Geldwäschegesetz verstoßen zu haben. Die Ermittler gehen davon aus, daß Kunden mit Hilfe der Bank Geld in die Schweiz, nach Luxemburg und in die Steueroase Gibraltar gebracht und die entsprechenden Zinseinkünfte nicht versteuert haben.

„Drei Informationsstränge“ bildeten laut Schilling die Grundlage für die Durchsuchungsaktion: Neben Detailkenntnissen des Commerzbank-Insiders verfügen die Ermittler über präzise Angaben von etwa 100 bereits geständigen Steuersündern sowie die bei einem Erpresser beschlagnahmte Computerliste mit 1.600 Kundenkonten der Luxemburger Commerzbank- Tochter Cisal.

Bei den Durchsuchungen der vergangenen Woche wurden erstmals auch sämtliche Büroräume des Vorstandes einschließlich seines Vorsitzenden Martin Kohlhaussen unter die Lupe genommen. „Es darf nicht der Eindruck entstehen, bestimmte Bereiche würden bei unseren Recherchen ausgenommen“, begründete Schilling den spektakulären Schritt der Staatsanwälte.

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