: Smog löst sich in Luft auf
■ Hamburg schafft Wintersmog-Verordnung ab / Luft weiter belastet
Ein veraltetes Schadstoff-Gesetz löst sich in Luft auf. Gestern beschloß Hamburg als drittes Bundesland, die Wintersmog-Verordnung von 1985 ersatzlos abzuschaffen. Die Konzentrationen der Luftschadstoffe Schwefeldioxid und Schwebstaub, für die die Verordnung griff, seien dank Rauchgasreinigungs- und Entschwefelungsanlagen in den Kraftwerken drastisch zurückgegangen. Mit Smog während der Wintermonate sei in Hamburg künftig nicht mehr zu rechnen, verkündete Umweltsenator Fritz Vahrenholt.
Zwischen 1982 und 1994 sank der Schwefeldioxid-Ausstoß in der Hansestadt um 80 Prozent, Staub-Emissionen wurden ebenfalls erheblich reduziert. Den „Ausschlag“ gaben der Einsatz schwefelärmeren Heizöls, Verbesserungen bei Industriebetrieben und der Ausbau der Fernwärme, lobte Vahrenholt seine dicken Freunde Chemie und Industrie.
Seit Einführung der Winter-smog-Verordnung wurde in Hamburg ein einziges Mal Alarm mit Auto-Fahrverbot ausgelöst. Kein Wunder angesichts der „Grenzwerte, die nur bei extremer Luftverschmutzung griffen“, relativiert GALierin Antje Möller. Hamburg ist kein Luftkurort, weiß auch Vahrenholt: Mit „internationalen Anstrengungen“ will er die Emissionen der Seeschiffahrt bekämpfen.
Doch Haupt-Luftverschmutzerin ist längst nicht mehr die Industrie, sondern Auto-Abgase, sagt Greenpeaceler Carsten Smid. Die Bundesregierung aber verzögere absichtlich die Bekämpfung des Klima-Killers Kohlendioxid sowie krebserregender Benzol- und Dieselruß-Stoffe: Die Bundesimmissionsschutzverordnung hierzu, die ursprünglich seit 1. Juli 1995 gelten sollte, kann nur zusammen mit einer entsprechenden Verwaltungsvorschrift in Kraft treten. Die, so scheint's, bewußt verhindert wird. hh
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen