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Hamas verspricht: Keine Bomben mehr bis Juli

■ Israels Armee riegelt 400 Orte im Westjordanland ab. Jassir Arafat protestiert

Jerusalem/Gaza (AP) – Die radikale islamistische Hamas-Bewegung hat gestern die befristete Einstellung aller Terrorakte gegen Israel versprochen. Die Waffenruhe gelte bis Anfang Juli, damit sich die Lage beruhigen könne, hieß es in Flugblättern des militärischen Flügels der Hamas, „Issedin al-Kassem“. Aufsehen erregte, daß Issedin al-Kassem „an alle militärischen Flügel“ appellierte, Selbstmordattentate vorerst zu beenden. Dies bestätigte die Annahme, daß sie nicht für alle bewaffneten Gruppierungen spricht.

Zuvor hatte das israelische Militär rund 400 Orte im Westjordanland abgeriegelt und Hunderte von Männern zur Vernehmung zusammengetrieben. Es errichtete Straßensperren und verbot den Palästinensern, ihre Wohnorte zu verlassen. Die Einwohner, die eine längere Beschränkung ihrer Bewegungsfreiheit befürchten, bildeten lange Schlangen an Tankstellen und deckten sich mit Lebensmittelvorräten ein. Insgesamt sind 1,2 Millionen Menschen betroffen. Im Flüchtlingslager El Fawar bei Hebron und im Dorf Burka versiegelten Soldaten die Häuser von drei Selbstmordattentätern, die an der jüngsten Terrorserie in Israel beteiligt waren. In Burka wurden außerdem alle Männer im Alter über 15 Jahren auf dem Dorfplatz zusammengetrieben und einzeln verhört.

Jassir Arafat reagierte empört auf diesen Eingriff in die palästinensische Autonomie, doch setzte auch seine Polizei die Festnahme von Verdächtigen fort. Arafat beschwerte sich, daß er nicht vorab unterrichtet wurde. Dies sei ein klarer Verstoß gegen das Friedensabkommen. Nach dem Autonomieabkommen hat die Regierung Arafat die volle Kontrolle über sieben Städte und ihre Umgebung im Westjordanland.

In der Nacht zum Dienstag waren vier israelische Soldaten im Südlibanon gestorben, als sie bei der Verfolgung eines Guerillakommandos auf eine Mine fuhren. Die israelische Luftwaffe bombardierte daraufhin mehrere Dörfer im Südlibanon.

Israels Präsident Weizman forderte als Reaktion auf die jüngsten Terrorakte einen „schweren Schlag“ Israels. Die Selbstmordattentäter führten „nicht einen Krieg gegen den Frieden, sondern einen Krieg gegen die Existenz Israels“, sagte er, nachdem er Opfer des Anschlags von Tel Aviv im Krankenhaus besucht hatte. Seite 8

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