Gefängnisstrafen für US-Soldaten auf Okinawa

■ Japans Frauenbewegung kritisiert „mildes“ Urteil gegen Vergewaltiger

Tokio (taz) – Keiko Ochiai, Leiterin eines Tokioter Frauenzentrums und Galionsfigur der japanischen Frauenbewegung, reagierte kritisch auf das Urteil gegen drei US-Soldaten im Vergewaltigungsprozeß von Okinawa: „Der Richterspruch war – gemessen am Leid des Opfers – milde und reflektiert das Bewußtsein der Gesellschaft“, sagte Ochiai. „Der Prozeß in Okinawa hat gezeigt, wie großzügig in Japan Verbrechen gegen die Menschenrechte der Frauen geahndet werden.“

Ochiais Kommentar nach dem Urteilsspruch gegen drei US-Soldaten, die im vergangenen Sommer auf Okinawa ein japanisches Schulmädchen vergewaltigt hatten, mochte gestern nur wenige Männer überzeugen. Der Gouverneur von Okinawa, der sich bisher als einer der schärfsten Gegner der US-Militärpräsenz auf seiner Insel ausgewiesen hatte, nannte das Prozeßergebnis immerhin „angemessen“. Tatsächlich bewegen sich die Freiheitsstrafen von sieben und sechseinhalb Jahren, die das Bezirksgericht von Naha am Donnerstag aussprach, an der oberen Grenze des üblichen Strafmaßes.

Die Vergewaltigungtat hatte auf Okinawa die heftigsten anti- amerikanischen Proteste in Japan seit Kriegsende ausgelöst. Das Ergebnis: Im Herbst einigten sich Tokio und Washington auf eine Vereinfachung der Ermittlungsverfahren gegen US-Soldaten in Japan, die bis dahin einen besonderen Schutz vor japanischen Untersuchungsrichtern genossen. Darüber hinaus haben US-Präsident Bill Clinton und Japans Premier Ryutaro Hashimoto den OkinawerInnen versprochen, daß sie während ihres vereinbarten Gipfeltreffens im April eine Reduzierung der US-Militärpräsenz auf der Insel verkünden.

Für die japanische Frauenbewegung bleibt Okinawa in jedem Fall ein besonderes Thema: Frauen hatten nämlich den Protest auf der Insel organisiert. Daß die Aktionen erfolgreich waren, liegt an der hohen Sensibilität japanischer Frauen gegenüber jeglicher Form neuartiger Militärgebaren. Schon vor drei Jahren hatte sich Japan ein äußerst strenges Gesetz zum Einsatz japanischer Blauhelme gegeben, nachdem viel Frauen gegen Auslandseinsätze ihrer Männer protestiert hatten. Georg Blume