: Sportarenen werden zum Subventionsgrab
■ Für die drei neuen Großarenen findet der Senat keine privaten Betreiber. Jetzt soll die Messe Berlin einsteigen.
Die neuen Großarenen für Boxen, Rad- und Schwimmsport drohen zum dauerhaften Subventionsgrab zu werden. Weil für die teuren Restposten aus dem gescheiterten Olympiawahn 2000 trotz europaweiter Ausschreibung noch keine Betreiber auf der Matte stehen, hat der Senat nun die landeseigene OSB Sportstättenbauten GmbH sowie die Messe Berlin aufgefordert, sich als Hallenpächter zu bewerben. Die Gesellschaften machten dabei deutlich, daß für sie eine ausschließlich private Finanzierung nicht in Frage komme, sondern öffentliche Zuschüsse nötig seien. Zu den Investitionskosten der drei Hallen in Prenzlauer Berg von fast einer Milliarde Mark kämen dann jährlich weitere Millionen auf die gebeutelte Haushaltskasse hinzu.
Der Grund für das mangelnde Interesse, die Arenen zu managen, liegt im eingeschränkten Nutzungskonzept der Sporthallen. Es sei kein Geheimnis, meinte Messe- Berlin-Geschäftsführer Karl-Joachim Kierey, „daß die Planungen für einen privaten Betreiber nicht optimal sind“. So seien für die 7.000 Besucher fassende Max- Schmeling-Boxhalle am Jahn- Sport-Park nur ganze 200 Autostellplätze konzipiert worden.
Hinzu kommt, daß die moderne Wettkampfstätte wenig Raum für Nichtsportflächen bietet und der Veranstaltungskalender mit der Gymnastik-Weltmeisterschaft und den Finalrunden zur Frauen- Handball-WM 1997 kaum rentabel erscheint. Kierey: „Ich glaube nicht, daß sich die Hallen privat finanzieren lassen.“ Die Boxhalle soll noch 1996 eröffnet werden.
Kaum Chancen einer rein privaten Bewirtschaftung haben auch die Velohalle sowie die Schwimm- und Sprunghalle, die 1997 fertiggestellt werden. Bei der Planung der spektakulären Hallen des Architekten Dominique Perrault hat der Senat auf gewinnträchtige Bürogebäude als Mantelbebauung verzichtet und sich ganz auf die Sportstätten für insgesamt 10.000 Besucher konzentriert. In der Hoffnung, der vorgesehene (und später wieder gekippte) „Olympia-Express“ würde die Zuschauer per High-Tech-Schienenbus an- und abtransportieren, stellte man dort nur 140 Parkplätze zur Verfügung.
Trotz des mangelnden Interesses der seit Februar laufenden Betreibersuche gibt es im Hause der neuen Sportsenatorin Ingrid Stahmer noch kein Konzept zur Vermarktung. Stahmer: „Welche Kosten auf das Land zukommen oder welche Miete verlangt wird“, müsse noch entschieden werden. Klar ist bislang nur, daß Ende April die Bewerbungsfrist für mögliche Betreiber ausläuft und danach gehandelt werden muß – auf Kosten der Steuerzahler, wie die Kritiker der Großprojekte prophezeien. Auf der Suche nach Investoren für Superarenen ist der Senat schon einmal baden gegangen. Für die geplante große Olympiahalle an der Chausseestraße sprangen 1993/94 die Investoren ab, weil sie das Risiko als Betreiber leerstehender Sportbauten nicht eingehen wollten. Rolf Lautenschläger
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