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Rotstift streicht Kultur in Bezirken

■ Den Kunstämtern fehlt das Geld. Theater und Galerien sollen schließen, Projekte gekippt werden

Das Sparfallbeil droht die bezirklichen Kunst- und Kulturämter zu verstümmeln, wenn nicht gar zu enthaupten. Weil sich in den Bezirken alle Ressorts um die pauschalen Zuweisungen rangeln, sieht es für die Kultur besonders schlecht aus: Die geplanten Kürzungen zwischen 20 und 40 Prozent der jeweiligen Kulturetats könnten zu Schließungen von Theatern, Veranstaltungsstätten und Kulturklubs führen. Ohne Chance durch die Einsparungen sind Projekte für Ausstellungsmacher. „In den Kulturämtern“, sagte Dorothea Kolland, Chefin im Kunstamt Neukölln, „herrscht die reine Verzweiflung“ angesichts des zusammengestrichenen Budgets. „Vom einstigen Anspruch, Kunst ist für alle da, ist nichts mehr geblieben.“ Vielmehr bestehe sogar die Gefahr, daß ganze Kunstämter über die Sparklinge springen.

In Neukölln soll das Kulturamt rund 30 Prozent weniger als im Vorjahr ausgeben. Kolland: „Wir haben in den vergangenen Jahren bereits jeden Pfennig dreimal umgedreht. Bei 100.000 Mark Einsparungen droht Kultureinrichtungen das Aus.“ Ins Visier der Schließungsabsichten seien der Saalbau Neukölln oder das Gemeinschaftshaus genommen worden. Projekte mit Künstlern fielen ebenfalls weg. „Man macht aus uns einen Steinbruch“, sagte Kolland.

Kaum weniger, nämlich 20 Prozent des Kulturetats (52.000 Mark), soll das Kulturamt Prenzlauer Berg sparen. Auch hier sei die „Existenzfähigkeit“ von Institutionen gefährdet. So werde es Einschnitte bei freien Trägern, der Unterstützung von bildenden Künstlern, bei Stadtteilzentren und Kulturklubs oder Theatern wie der „Wabe“ oder im „Theater unterm Dach“ geben, erklärte Thomas Flierl, Leiter des Kulturamtes. Kolland und Fliers plädieren dafür, die Kulturämter durch ein Kulturgesetz zu sichern und Mitsprache bei der Verteilung von Geldern zu erhalten. Bislang erfüllen die Ämter keine gesetzlichen Leistungen, sondern „freiwillige“ Dienstleistungen am Bürger. „Freiwillige Verpflichtungen sind leicht zu kippen, wenn es eng wird“, so Flierl.

Während in Lichtenberg im Kampf um den bezirklichen Geldtopf das Kunstamt mit über 30 Prozent Kürzungen fast ganz auf der Abschußliste steht, halten sich die Kulturanbieter von Marzahn oder Steglitz noch wacker. „Wir arbeiten unter der Ausgabensperre mit einem Minimalangebot“, sagte die Marzahner Amtschefin Klemens. Keine Schließungen soll es auch in Steglitz geben. Dennoch werde das Ausstellungsprogramm „reduziert“ und die Förderung von Kunst „verdünnt werden müssen“, betonte Sabine Weissler, Leiterin in Steglitz.

Besonders ärgerlich finden die Kunstamtschefs, daß die einstigen bezirklichen Kulturförderer, die SPD und die Grünen, ins Sparkonzert kräftig mit einstimmen. „Auch die Grünen stellen sich nicht mehr vor die Kultur“, meinte Katharina Kaiser (Schöneberg). Der Kulturkampf sei „nicht parteienspezifisch“. Rolf Lautenschläger

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