: Mal sehen, wer hinkuckt
Vor den Basketball-Play-offs: Auch nach Berlins 86:93 gegen Leverkusen rechnet alles mit Final-Déjà-vu ■ Von Peter Unfried
Berlin (taz) – Draußen vor dem Presseraum der Sömmeringhalle stand Dirk Bauermann. Mit dem Rücken zur Wand. Aber Vorsicht! Hat nichts zu sagen. Jedenfalls im Moment nicht. Nach dem sonntäglichen 93:86 bei Alba Berlin steht sein Leverkusener Team, allem Mißerfolg in der Europaliga zum Trotz, bei Abschluß der Vorrunde in der Bundesliga proper und einzigartig da wie eh und je. Mit 48:4 Punkten hat man die Konkurrenz um Längen distanziert. Und wie das geht, dem Tabellenzweiten (38:14) in einer klitzekleinen Lehrphase von etwa zehn Minuten demonstriert.
„Ein Spiel“, sagt hierzu der variantenreiche Bauermann, „dauert 40 Minuten.“ Jenes Tempo, mit dem Berlin eine Halbzeit lang durch die Halle gebraust war, jenen Rhythmus und die dazu kommende Wurfgenauigkeit, „kann man nicht das ganze Spiel halten.“ So was wissen die gewieften Leverkusener Langzeitprofis, sie erleben es ja oft genug. Da wartet man also, bis die Besten beim Gegner, hier Rödl und Alibegovic, vier Fouls zusammen haben. Dann läßt man die Spielzüge über ihre Gegenspieler laufen, wissend, daß Alba – ohne den verletzten Obradovic – es sich nicht erlauben konnte, auch nur einen der beiden zu verlieren. Und dann hat sich die Sache.
Nun kann man argumentieren, das Spiel sei ohnehin für die Katz gewesen, da die Plätze eins und zwei für die am Freitag beginnenden Viertelfinal-Play-offs vorher feststanden (siehe Statistik). Dann übersieht man allerdings die berühmte Sportpsychologie. Das 86:93 war für Alba die siebte Niederlage im elften Spiel. Es war eine, die Trainer Svetislav Pesic unbedingt hatte vermeiden wollten. Was wiederum für Bauermann „sicher ein Grund“, war, „in Berlin zu gewinnen“. Warum den Gegner unnötig aufbauen, wenn der langsam selbst überzeugt ist, sich inmitten einer veritablen sportlichen Krise zu befinden? Die allerdings, und das sagt nun einiges über die Liga aus, so groß nicht sein kann, als daß nicht alle Beteiligten von einem erneuten Finale Leverkusen – Berlin ausgingen.
Kein Wort darüber, daß Bayreuth und Bamberg nach Punkten gleichauf liegen (38:14), Ulm und Hagen zwei und vier weitere dahinter. Der neue Modus, die Abschaffung der Süd- und Nordgruppen, mag da etwas nivellierend gewirkt haben. Bauermann hat lieber in der Nordgruppe je viermal gegen Berlin und Hagen gespielt, statt nur noch zweimal. „Ein Spiel gegen Berlin“, sagt Bauermann, „war die beste Vorbereitung für die Europaliga mittwochs.“
Doch eben Europa ist der Hintergrund der Modus-Änderung. Dort soll nicht mehr allein für die Europaligisten Leverkusen und Berlin eine Zukunft zu finden sein. Mit acht Teams wird der deutsche Basketball künftig europäisch vertreten sein. Also spielt man in der Bundesliga weniger, um Termine zu schaffen. Dem Zuschauerzuspruch hat das in dieser Saison noch nicht geschadet. 280.000 sind in 182 Spielen kommen (Schnitt: 1.542), das sind etwa soviel wie im Vorjahr. Das Problem der Liga aber bleibt die Kaum-Präsenz auf dem Bildschirm. „Wenn wir Live- Übertragungen hätten“, sagt der stets ums Ganze besorgte Pesic, „hätte man sagen können, Basketball hat gewonnen.“ Die aber gibt es frühestens wieder nächste Saison – im Spartensender DSF. Doch ob das Geld bringt oder kostet, kann im Moment keiner sagen. Und was die deutsche zählt, wenn jeden Mittwoch Europaliga ist? Man wird sehen müssen, wer auch künftig hinkuckt.
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