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Violetta clean und Extra dry bedroht

■ Drogenhilfe warnt vor den Folgen der Kürzungen um 3,6 Millionen Mark bei der Betreuung von Süchtigen

Die Drogenprojekte schlagen Alarm: 3,6 Millionen Mark will der Senat dieses Jahr in der Drogenhilfe einsparen. Der Etat der Drogenbeauftragten Elfriede Koller wird von 21,6 Millionen auf 18 Millionen gekürzt. Der Paritätische Wohlfahrtsverband, dem ein Großteil der Berliner Drogenhilfeprojekte angeschlossen ist, hat deshalb gefordert, die Kürzungen zu stoppen und erst über eine Planungsgrundlage zu verhandeln. Reinald Purmann, Mitarbeiter des Wohlfahrtsverbandes im Drogenbereich: „Seit über fünf Jahren warten wir auf den dritten Drogenbericht, der doch erst Aufschlüsse darüber gibt, was in der Stadt nötig ist. Erst wenn der vorliegt, können wir sparen.“

Die Drogenbeauftragte Koller dagegen sieht keine Notwendigkeit, auf den Drogenbericht zu warten. „Er würde meine Entscheidung, wo gespart werden muß, nicht verändern“, meinte sie. Für Koller ist klar: Noch 1996 werden zwei Beratungsstellen geschlossen. Die Auswahl der betroffenen Einrichtung orientiere sich an der Auslastung der Projekte. Betroffen sein werden voraussichtlich die Frauen-Treffs „Violetta clean“ und „Extra dry“. Aber auch andere Initiativen der Suchthilfe werden vermutlich ganz gestrichen. Die fünf angestellten Berater für Abhängige in Berliner Justizvollzugsanstalten werden ersatzlos wegfallen.

Die Drogenhilfeverbände wehren sich nicht generell gegen Kürzungen, drängen aber darauf, die Abhängigen nicht weiter in die Szene und zur Beschaffungskriminalität zu drängen. Purmann macht eine einfache Rechnung auf: „Ein Drogenabhängiger richtet durch Kriminalität jährlich einen Schaden von 150.000 Mark an, ist er rehabilitiert, kann er im Jahr 20.000 Mark Steuern und Abgaben zahlen.“ Barbara Junge

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