: Die literarische Woche
Mittwoch: Wer weiß schon, ob er ganz erfunden ist, oder eine Wurzel in einer Wirklichkeit hat: In jedem Fall ist der Todestischler Karl Pfeil schon im letzten Jahr bei einer Lesung von Michael Batz und Reimer Eilers aufgetaucht. Der Lokalmatador vom Schanzenviertel, Sarghersteller und Verfasser ungehobelter Texte, wird auch diesmal dabei sein, wenn es bei Texte aus der Leistengegend II wieder unter die Gürtellinie geht. Entrée, Juliusstr. 13-15, 19.30 Uhr
Donnerstag: Deutlich zur Sache (Schaukelpferd) geht es in der „Literaturperforation“ Fuck Pegasus, die der Autor Louis Ulrich und die Musikerin Anne Wiemann gemeinsam veranstalten. Literaturhaus, Schwanenwik 38, 20 Uhr
Donnerstag: Ganz zu unrecht gehört er nicht zu den Meistgelesenen unter den Klassikern der Moderne, den Meistverehrten, den Angehimmelten: Elias Canetti. Nun wird ein großer Schauspieler den Autor, dessen Geist in seinem Wiener Lieblings café Museum noch zu weilen scheint, ins rechte Licht rücken: Bruno Ganz ist nämlich angetreten, unter dem Titel Tod und Geld aus den Werken Canettis zu lesen. Thalia, Alstertor 1, 20 Uhr
Freitag: Schon drei Gedichtbände hatte Robert Schindel veröffentlicht, als er 1992 auch einen Roman veröffentlichte: Gebürtig. Hier wird die Gegenwart der 80er Jahre immer wieder vom Nichtsprechen, von der Befangenheit eingeholt, die das während der Nazizeit erlittene Elend selbst Generationen später noch zwischen Juden und Nichtjuden schiebt. Hinter- und abgründig gibt der in Wien Lebende seine Wortmeldung ab. Literaturzentrum im Literaturhaus, 20 Uhr
Freitag: Er starb mit dem großen Kehraus dieses Winters, als es auch seinen Fast-Namensvetter Brodkey erwischte: der große Joseph Brodsky. Zu später Stunde werden die Herren Ostendorf und Pregler die klassisch perfekten, marmorschönen Texte des Exilanten lesen. Schauspielhaus, Kirchenallee 39, 23 Uhr
Montag: Er lebt in El Paso/Texas, direkt an der mexikanischen Grenze, heißt Dagoberto Gilb, und das Licht und die heiß-trockene Luft südlichen Endes scheint sich auf die Seiten seines Romans Die letzte bekannte Adresse des Mickey Acuna gerettet zu haben. Da sitzt einer, wartet auf eine Geldsendung (deshalb die Bedeutung der Adresse), und merkt, wie wenig das Leben an Abwechslung bietet. Erst ein Mord läßt ihn aus seinem billigen Western-Heftchen aufschauen. Amerika Haus, Tesdorpfstr. 1, 19.30 Uhr
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