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Borttscheller soll auch nach Rio -betr.: "Überschätzte Mordlust", taz vom 15.3.1996

Betr.: „Überschätzte Mordlust“, taz vom 15.3.

Innensenator Borttscheller (CDU) soll ruhig mal nach New York fliegen, da ist dem grünen Abgeordneten Martin Thomas beizupflichten, denn das Geld ist da und zudem: Reisen bildet. Ideal wäre es natürlich, wenn Borttscheller die innenpolitischen Sprecher der Bürgerschaftsfraktion mit auf die Reise nehmen würde. Das könnte die politische Bewertung hinterher beträchtlich erleichtern und beugt kleinlicher Kritik der Opposition vor.

Wenn man schon mal in Amerika ist, liegt natürlich ein Abstecher nach Rio nahe, wo auch aus polizeilicher Sicht eine Menge los ist. Selber dabei gewesen zu sein ist allemal eindrucksvoller, als sich nur Konzepte und Erfahrungsberichte zuschicken zu lassen, die zudem noch auf Englisch sind. So konnten beispielsweise Bremerhavener SPD-Stadtverordnete im letzten Jahr bestimmte Eindrücke eben nur vor Ort in Genua gewinnen.

Wenn man dem konsequenten Anti-Amerikanisten und früheren Chefredakteur von Stern und Geo Rolf Winter glauben darf, passieren in New York täglich vier Morde und zehn Vergewaltigungen (Ami go home. Plädoyer für den Abschied von einem gewalttätigen Land, 1990, S. 80). Vor diesem Hintergrund wird der Innensenator nach seiner Rückkehr seinen Konflikt mit dem Anti-Rassismus-Büro ebenso in einem anderen Licht sehen wie den von seiner Partei auf Bundesebene vorangetriebenen Abbau des Sozialsystems. Zwei gute Gründe für die Reise.

Walter Ruffler

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