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Frauen, werdet Ingenieurin!

■ Ein Studienführer ermutigt, die Männerdomäne zu erobern

„Ingenieurin werden“, ermuntert das gleichnamige Studienhandbuch bisher einzigartig, die männliche Domäne zu erobern. Herausgeber sind die vier Fachhochschulen des Landes Schleswig-Holstein. Mitautorin Ute Wormland, Frauenbeauftragte der FH Lübeck, erklärt: „Mädchen- Technik-Tage und Schnupperstudium sind einfach zu wenig. Die meisten, die bei uns studieren, kommen, weil ihre Väter Ingenieure sind und sie deshalb Einblick in den Job gewonnen haben.“ Sie wolle allen Frauen die Möglichkeit geben, sich bewußt für den Ingenieurberuf zu entscheiden.

Das tun bisher wenige: Rund 15 Prozent betrug der Anteil der Studierenden an den Fachhochschulen 1994, so das Statistische Bundesamt. In den Kernbereichen des Ingenieurwesens Elektrotechnik und Maschinenbau waren es nur 4 Prozent. Um das zu ändern, informiert das Studienhandbuch über die einzelnen Studiengänge und enthält auch Tips und Tricks, um besser mit dem Alltag in einem männerdominierten Studiengang zurechtzukommen. Wie es allerdings nach dem Studium und auf dem Arbeitsmarkt aussieht, darüber schweigt sich das Handbuch aus. Dazu Wolfgang Henniger von der Arbeitsmarkt- und Berufsforschungsstelle der Bundesanstalt für Arbeit: „Die FHs propagieren oft stolz die späteren guten Chancen, aber über die Entwicklung des Arbeitsmarktes kann niemand Bescheid wissen.“

Die Gleichstellungsbeauftragte des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur in Schleswig-Holstein, Ingrid Maletzki, kritisiert: „Die Wirtschaft tut sich mit weiblichen Absolventen der Ingenieurwissenschaften schwer.“ Daran werde sich aber auch nichts ändern, wenn die Fachhochschulen nicht zukünftig mehr Frauen ausbildeten: „Wo keine Absolventinnen sind, können auch keine eingestellt werden.“

Holger Hillmer, Referent für Frauen im Ingenieurberuf vom Verein Deutscher Ingenieure, fügt hinzu: „Die sozialen Kompetenzen und die andere Persönlichkeitsstruktur von Frauen machen sie für die Wirtschaft als Potential an Begabung und Talent sehr interessant.“ Zur Verbesserung der Chancen von Frauen in Ingenieurberufen biete der VDI bundesweit frauenspezifische Förderungskurse an. Und das, glaubt Ute Wormland von der FH Lübeck, müsse auch an den Fachhochschulen stattfinden. „Alle müssen ihre Studiengänge didaktisch interessanter machen und mehr auf frauenspezifische Interessen eingehen.“ Eva Blank

Ute Wormland, FH Lübeck, Stephensonstr. 3, 23562 Lübeck

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