Mit der Telekom auf du, du, du
: City-Line-Protest

■ Aktion Billiges Telefon auch in Bremen

TelefoniererInnen mucken auf. Das neue Tarifsystem der Telekom hat sie auf die Straße gebracht – in Berlin wird es am 27. April eine große Protestdemo geben. Die bundesweite Interessengemeinschaft Telekomgeschädigter hat regen Zulauf. Und gestern startete in Bremen ein Informatiker die „Aktion billiges Telefon.“

Ihr Gründer Gerd Mossner, ein Dipl.-Ing., orientiert sich an der gleichnamigen Berliner Inititative der Pastorin Helga Frisch und findet scharfe Worte gegen die Telekom und ihre Gebühren. „Ich zahle zuviel, ich bin gefrustet und ich will amerikanische Verhältnisse.“ In Washington zum Beispiel kann für 25 Mark Grundgebühr kostenfrei am Ort telefoniert werden. Die Telekom rechnet seit 1. Januar den City-Tarif mit zwölf Pfennigen pro Einheit ab, „und das ist in jedem Fall teurer als zuvor.“ Gerd Mossner denkt an lange Warteschleifen bei Behörden, an die Zerstörung der sozialen Kontakte von älteren, kranken und behinderten Menschen, an Beratungsstellen, die ihre Hilfsangebote einschränken müssen – und entrüstet sich.

„Quasselstrippe ade, Telefonieren tut weh“, titelt die neue Broschüre des Informatikers. Gerd Mossner hat außerdem ein Windows-Programm „Tarif on Line“ produziert und die neuen Gebühren bis aufs Skelett seziert. „Ich merke doch, daß Jung und Alt schon jetzt resigniert haben.“ Das will der Dipl.-Ing. nicht hinnehmen. Frei nach dem Berliner Motto: „Bürger bewegt Eure Glieder, wir zwingen die Telekom nieder“ ruft er zur Unterschriftensammlung auf. „Das Internet ist doch auch schon voll mit Sprüchen und Witzen gegen die Telekom.“

Da winkt der Sprecher der Telekom in Bremen, Bernd Lantin, zunächst mal ab. „Die Beschwerden tendieren gegen Null“, sagt er. „Auch verunsicherte Seniorengruppen kommen nicht mehr auf uns zu, seitdem wir die T-Timer-Tarifscheibe herausgegeben haben.“ Der Sachverhalt ,Protest' stelle sich der Telekom noch nicht.

„Telekom handelt menschenfeindlich“, war jedoch aus Berlin zu hören. 220.000 Menschen haben unterschrieben. Hamburg, Essen, Düsseldorf, München und Köln ziehen bereits nach. Man kämpft als David gegen den (Noch-)KommunikationsmonopolistenGoliath. Überall sprießen parallel dazu nun Telefon-Consultings aus dem Boden. Mit Gebühren- und Anschlußberatung ist zwar im Moment noch nicht das große Geld zu machen. „Aber das kommt“, sagt der Bremer Jungunternehmer Frank Friedrich. Sein Geschäft heißt „Borderline“ und seine Devise ist, überhaupt an die Telekom-Infos heranzukommen und zu verhandeln: „Günstiger geht's immer.“

Dipl.-Ing. Gerd Mossner hingegen hat auch ein wenig Missionarisches im Blut: „Das persönliche Gespräch bleibt auf der Strecke.“ Wenn die Telekom dann '97 fünf Privatnummern zum Sondertarif abrechnen will, warnt er schon jetzt mit dem Datenschutz. sip

Aktion Billiges Telefon, Info