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Im Spiel den Krieg vorbereitet

■ Historischer Rundgang zeigt die nazistische Vergangenheit des Olympiastadions. "Spiele mit dem Tod" als Auftakt zum neuen Programm von "Stattreisen"

Sie sind statisch, zeigen keine Bewegung – und verraten viel über die Absicht der Nationalsozialisten: „Die Diskuswerfer“, zwei Skulpturen neben dem Olympiastaion. Nackt und muskulös symbolisieren sie körperliche Ideale. „So soll's sein und nicht anders“, leitet Jörg Zintgraf das Menschenbild der Nazis von den Figuren ab. Er führte gestern zum Auftakt des neuen Programms von „Stattreisen e. V.“ unter dem Titel „Spiele mit dem Tod“ durch das Olympiagelände.

Die Nazis haben das „Fest des Friedens“ vor 60 Jahren instrumentalisiert. Eigentlich wollte Hitler ja eine „Sport“-Stätte für eine halbe Million Menschen. Der Zuschauer sollte vom Geschehen auf dem Rasen nicht viel mitkriegen, er sollte sich als Teil der Masse lenken lassen. Das in nur zwei Jahren bis 1936 gebaute festungsartige Stadion faßte damals zwar „nur“ 100.000 Menschen – doch seinen Zweck erfüllte es trotzdem. Auch als die olympische Flamme längst erloschen war und es der SA für ihre Wettkämpfe diente: Hindernisläufe in voller Montur. Daß der sportliche Wettstreit nur die ideologische Vorbereitung der Jugend auf den Krieg war, machte bereits die Inszenierung der der Eröffnungszeremonie deutlich: Aus anfänglich kindlichen Spielen wurde tödlicher Ernst. Verantwortlich für die Show war Carl Diem. „Der Krieg“, hatte der Olympia-Cheforganisator einmal gesagt, „ist der vornehmste und ursprünglichste Sport, die Quelle aller anderen Sportarten.“ Während an ihn im Marathontor ein Bild erinnert, findet sich auf dem ganzen Gelände kein Hinweis auf die nazistische Vergangenheit. Auch nicht daran, daß die Rüstungsfirma „Blaupunkt“ jahrelang in den Katakomben des Stadions Granatzünder fertigte. Erst eine alliierte Bombe auf das Marathontor in den letzten Kriegstagen beendete die Produktion.

Der Olympia-Rundgang paßt sich ein in den diesjährigen Themenschwerpunkt „Krieg und Frieden“ von „Stattreisen“ ein. Daneben sind unter anderem die Baustellen – Motto: „Berlin, wie es wird“ – durchgängiges Thema. Auch Hinweisen auf die deutsch- französischen Beziehungen im Stadtbild wollen die Stadtführer nachgehen. Erstmals gibt es unter den 400 Rundegängen dieses Jahr auch solche in englischer und französischer Sprache. Bernd Kastner

Informationen zum Programm bei Stattreisen Berlin e. V., 455 30 28.

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