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Lokalkoloratur

Wenn's in der Musik nicht abgeht, klopft er vor Langeweile mit den Fingern. „Heißblütig geschriebene Musik“ will er „zum Atmen bringen“ und rackert sich dafür bis ins Jahr 2022 ab – mit einer ausgebuddelten und akribisch rekonstruierten Passion des Hamburger Barock-Komponisten Georg Philipp Telemann pro Jahr. Fürs Konzert am morgigen Gründonnerstag hat der Organist Johannes Pausch erneut eine persönliche Passionszeit hinter sich gebracht: Opa Telemanns originale Altersschrift ist zwar eine Strafe Gottes, die Entzifferung der greisenhaften Krakelei aber eine Offenbarung: „Jede Note wird mit Handschlag begrüßt“, so erfreulich bodennah spricht der bestallte Kirchenmusiker an Altonas Friedenskirche über sein Wahnsinns-Projekt, für das sich jetzt gar Japans Telemann-Gesellschaft interessiert. Weniger bodennah fühlen die Gottesmänner von der Friedenskirche: Andacht hat Vorfahrt und die Telemann-Passion keine Herberge. Also ging Pausch auf die Suche, und die Bethlehemkirche zu Eimsbüttel gewährt ihm, Orchester, Chor und Solisten Herberge für die – das ist so sicher, wie das Amen in der Kirche – großartige Darbietung einer alten biblischen Geschichte. Hingehen!

Paul Kulms

4. April, Bethlehemkirche, Eppendorfer Weg 131, Karten: 30 / 20 Mark

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