■ Privat erfunkte Parteispende: Danke fürs Schürfrecht
Mit dem geänderten Parteiengesetz ist es wie mit dem Grünen Punkt: So schwierig es inzwischen ist, deutschen Müll ins Ausland abzuschieben, so unmöglich ist es nun, größere Geldspenden an Parteien geheimzuhalten. Daß Radio 100,6 sich als einziges Berliner Medienunternehmen einer bestimmten Partei – nämlich der CDU – gegenüber großzügig erweist, kann dabei kaum überraschen: Georg Gafron, ein leichtgewichtiger Geschäftsführer mit einer zwei Tonnen schweren Limousine, ist bekannt für sein Anbiedern bei Regierenden und Mächtigen. Eine gesunde Distanz zur Politik, die immerhin von den Medien kontrolliert werden soll (von wem auch sonst?), erwartet von dem Chef mit Chauffeur oder seinem Froschfunk gar erst niemand.
Die Parteispende bestätigt einmal mehr, daß sich der Privatsender Radio 100,6 als reiner Wirtschaftsbetrieb versteht. Denn ein Wirtschaftsbetrieb darf sich selbstverständlich mit Geldspritzen Vorteile verschaffen, sobald es ihm opportun erscheint. Bereits bei der Gründung des Senders vor neun Jahren wurde deutlich, daß es in der Ätherwelt der Privaten im Unterschied zur jener der öffentlich-rechtlichen Anstalten ums Kasse machen gehen würde und nicht darum, Zuhörern und Zuschauern mit Informationen zu dienen. Denn die sechs Millionen Mark Stammkapital stammten vor allem aus den Kassen der Baumafia. Warum aber eine Landesmedienanstalt an rein auf Gewinn ausgerichtete Wirtschaftsbetriebe immer wieder aufs neue kostenlos Sendelizenzen verteilt, die einem Recht fürs Goldschürfen gleichkommen, wird dem Radiohörer und dem Fernsehzuschauer wohl ein ewiges Rätsel bleiben. Dirk Wildt
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