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Die Post kassiert ab Juli mehr Porto

■ Erstmals sollen Fremdfirmen die Zustellung übernehmen. Modellversuch in Konstanz und Stuttgart geplant

Hamburg (dpa) – Wahrscheinlich vom 1. Juli an soll das Porto für Briefe, Postkarten, Päckchen und Pakete deutlich steigen – bis zu 20 Prozent, berichteten verschiedene Medien am Osterwochende. Zudem will die Deutsche Post AG erstmals Sendungen durch Fremdfirmen statt durch eigene Zusteller verteilen lassen. 1998 fällt das Briefmonopol in Deutschland endgültig.

Nach den Presseberichten wird das Briefporto demnächst von einer Mark je Brief im Inland und im europäischen Ausland auf 1,10 Mark erhöht. Auch die Gebühren für Postkarten – zur Zeit kosten sie 80 Pfennig – gehen nach oben. Das Porto für Päckchen und Pakete wird bis zu 20 Prozent steigen, schrieb die Welt. Ein Paket von zwei Kilogramm Gewicht soll nicht mehr 8,40 Mark, sondern 8,80 Mark Porto kosten.

Eine weitere Portoerhöhung ist bereits seit längerem im Gespräch. Ein Sprecher der Post hatte schon im Januar darauf hingewiesen, daß 1996 eine „Preisanpassung“ bei Päckchen und Paketen geplant sei. Vom Briefporto war allerdings nicht die Rede. Das neue Tarifkonzept soll laut Welt der Öffentlichkeit am 16. April vorgestellt werden. Ähnliche Zahlen wie die Zeitung hatte zuvor bereits das Magazin Stern genannt.

Zum möglichen Abschied der Post vom „alten“ Briefträger hieß es in der Berliner B. Z. am Sonntag, ein Pilotprojekt zur Briefzustellung durch Fremdfirmen sei in vier deutschen Städten, darunter Stuttgart und Konstanz, geplant. Ein Sprecher des Postministeriums: „Wir müssen aus Kostengründen auch neue Zustellformen testen.“ Nach Einschätzung des Verbands der Postbenutzer sind Preiserhöhungen der Post im genannten Umfang nicht durchsetzbar. Die Anhebungen im Brief- und Paketdienst müßten vom Bundespostminister und vom Regulierungsrat mit Vertretern aus Bundestag und Bundesrat genehmigt werden, sagte der Vorsitzende der Organisation, Wilhelm Hübner, am Samstag in Offenbach. „Eine solche Genehmigung erscheint mir nicht erreichbar.“ Zudem erwachse der Briefpost durch das Faxen immer mehr Konkurrenz. Das Briefmonopol der Post bestehe praktisch schon lange nicht mehr.

Gerade im Bereich Päckchen und Pakete schreibt die Post rote Zahlen, weil ihr private Konkurrenten wie der der Deutsche Paketdienst die Kunden wegschnappten. Die „gelbe“ Post war 1995 privatisiert worden, die Aktienmehrheit bleibt aber bis zum Jahr 2000 beim Bund.

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