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Alltäglicher Lebenskampf

■ Gunter Gerlach hat den Krimi „Kortison“ geschrieben und dafür einen Preis bekommen / Morgen wird er daraus vorlesen

taz: Zunächst mal herzlichen Glückwunsch zum dritten Preis des Bochumer Kriminal-Archivs für den Krimi „Kortison“.

Gunter Gerlach: Ja, danke.

Indiskrete Frage: Ist der Preis mit Geld verbunden?

Nein, leider nicht. Es geht nur um die Ehre. Aber da gilt der Preis des Archivs immerhin als einer der bedeutendsten in der deutschen Krimilandschaft.

Nimmst du es übel, wenn man sagt, daß du merkwürdige Krimis schreibst?

Eigentlich nicht. Ich versuche ja sowieso, die vorgegebene Krimilandschaft zu verlassen, die Klischees zu überschreiten. Einerseits muß man die Erwartungshaltungen des Lesers ja wohl bestätigen, andererseits sollte man aber auch immer etwas Innovatives bieten.

Worin liegt bei „Kortison“ das Innovative?

Im Personal. Ich habe versucht, Klischees zu vermeiden. Der knallharte Detektiv, das liegt mir nicht. Mein Detektiv ist ein ganz normaler Allergiker, wie es heute viel zu viele gibt, der wie nebenbei in den Schlamassel gerät.

Vor „Kortison“ hast du den Krimi „St. Pauli-Weekend“ geschrieben, der die Frage aufwirft, ob du überhaupt eine krimitypische Phantasie hast. Mehr als die Beschreibung von Wirklichkeit interessieren dich ja die inneren Monologe, die Visionen deiner Helden, das Surreale.

„St. Pauli-Weekend“ wird typische Krimileser bestimmt enttäuschen. Das hat einen ganz einfachen Grund: Er wurde nicht als Krimi geschrieben. Der Kellner Verlag hat ihn dann mit dem reißerischen Titel versehen und in der Krimireihe herausgebracht. Erst dies hat meinen Ehrgeiz entfacht, es mal mit dem Schreiben so eines Buchs zu versuchen. Ich habe mir gedacht: Das kannst du auch.

Wie bist du auf die Idee zu „Kortison“ gekommen?

Ich habe jahrelang mit einem allergischen Asthmatiker zusammengelebt. Sein alltäglicher Lebenskampf hat mich angeregt, einmal eine solche Figur zum Helden zu machen.

Letzte Frage: In deinem Buch wird gesagt, man solle kein Fleisch essen, da man nichts essen solle, was Augen hat. Genau dieser Satz kommt auch in Doris Dörries Film „Keiner liebt mich“ vor.

Wirklich? Also, ich habe den Spruch von meiner Tochter, die ist Vegetarierin und hat ihn mir einmal gesagt. – Darf ich noch etwas zur morgigen Lesung sagen? Soviel kann ich schon ankündigen: Es wird keine normale Lesung werden. Unter anderem werde ich einen Allergietest durchführen.

Bist du selbst Allergiker?

Nur ein ganz kleiner, ich habe eine schwache Chlorallergie.

Fragen: drk

Gunter Gerlach: Kortison, Rotbuch Verlag, 146 Seiten, 14,90 DM. Lesung morgen, Literaturhaus, 20 Uhr

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