Rundfahrt wider Willen

■ In privatisierten Bussen sind behinderte SchülerInnen viel zu lange unterwegs

„Die Kinder sind pro Tag durchschnittlich zehn Stunden unterwegs – eine Arbeitszeit, die manchem Erwachsenen zu schaffen macht“, beschwert sich der Elternrat der Schule für Geistigbehinderte Bekkamp in Jenfeld. Seit die Beförderung der Kinder im August 1995 privatisiert wurde, seien einige Kinder bis zu 100 Minuten im Bus unterwegs. Für die sieben- bis elfjährigen, häufig geistig und körperlich behinderten Kinder sei das eine Belastung. Als Folge des langen Schultags träten Erschöpfungszustände bis hin zu Verhaltensauffälligkeiten auf, die zum Teil ärztlich behandelt werden müssen.

In Hamburg werden tagtäglich etwa 2100 behinderte SchülerInnen in 300 Bussen zu ihren Schulen befördert. 30 Fahrzeuge waren im Besitz der Stadt. Mit einem Senatsbeschluß von Ende 1994 sollten diese privatisiert werden. Nach Schätzungen sollte die Stadt dadurch jährlich rund eine Million Mark sparen, wie der Leiter der Verwaltungsabteilung der Schulbehörde, Horst Koops, erklärt. Für die 27 SchülerInnen der Bekkamp-Schule, denen vorher zwei kleine Busse für vier Touren zur Verfügung standen, gibt es jetzt nur noch einen großen Bus, der zwei Touren fährt.

Die Lösung schien anfangs für alle akzeptabel. Denn der Schulbus sollte auch für Ausflüge oder ähnliches genutzt werden können. Versprechungen, daß die Fahrzeit nicht mehr als 60 Minuten betragen würde, taten ein Übriges. Wie sich aber bald herausstellte, ließ sich diese Fahrzeit nicht einhalten. Die Eltern beschwerten sich bei der Behörde. Bei Kontrollfahrten wurde festgestellt, daß die ersten drei SchülerInnen, die bereits um 6.18 Uhr abgeholt werden, 80 Minuten unterwegs waren. Das sei in der Tat sehr lange, räumt Koops ein.

Versuche, durch günstigere Busrouten die Fahrzeit zu verkürzen, blieben erfolglos. Die Eltern forderten wieder einen zweiten Bus. Horst Koops von der Schulbehörde gab an, er wolle mit ihnen und der Schulleitung darüber verhandeln.

Patricia Faller