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Bundesinnenminister hinter Berliner Glas

■ Innenministerium zieht 1999 in die Glastürme auf dem Gelände der früheren Bolle-Meierei am Moabiter Spreebogen

Das Bundesinnenministerium zieht in die beiden Glastürme auf dem Gelände der einstigen Bolle- Meierei im Moabiter Spreebogen. Der privat finanzierte Bürobaukomplex soll dafür ab dem 1. Juli 1999 angemietet werden. Damit findet ein langer Streit zwischen dem Bundesbauministerium und dem Bonner Finanzressort ein Ende. Finanzminister Theo Waigel hatte in der Vergangenheit prüfen lassen, ob ein Mietobjekt, ein Neubau oder die Sanierung eines Altbaus „wirtschaflicher“, also kostengünstiger, sei.

Auf seiner gestrigen Sitzung hatte das Bundeskabinett den Vorschlag von Bauminister Klaus Töpfer (CDU) gebilligt, 1999 in das fertiggestellte „Bürozentrum am Moabiter Spreebogen“ umzuziehen. Mit der Anmietung der Räume mit einer Nutzfläche von über 40.000 Quadratmetern werde sichergestellt, „daß der Bundesinnenminister rechtzeitig seine Arbeit in Berlin aufnehmen kann“, erklärte Töpfer. Mit dem Büro-Investor Freiberger soll der bereits im vergangenen Jahr vorbereitete Vertrag geschlossen werden. Über den Mietpreis wollte Töpfer-Sprecherin Gudrun Finke noch keine Auskunft geben.

Töpfer hatte – nach einer Vorauswahl unter 13 Investorenangeboten – vier Vorschläge prüfen lassen, darunter den Moabiter Standort, eine Variante am Lehrter Bahnhof und einen an der Michaelbrücke in Mitte. Der gemeinsame Kabinettsbeschluß, ließ der Bundesbauminister gestern verlauten, sei auf der Grundlage getroffen worden, daß die Kosten der alternativen Standorte sowie die Sanierung der bundeseigenen Immobilie an der Mauerstraße von 280 Millionen Mark weitaus höher lägen als die für das Bürozentrum.

Außerdem sei der Komplex Mauerstraße aus Gründen der Sicherheit und der Verkehrsplanung für die Französische Straße immer zweite Wahl gewesen. Die Aufhebung des gesperrten Straßenabschnitts hätte dazu geführt, daß der Verkehr direkt durch den Dienstsitz des Innenministers rollen würde.

Mit der Unterbringung des Kanther-Ministeriums auf dem Bolle-Areal verläßt Töpfer die mit dem Senat verabredete Strategie, möglichst alle Ministerien in Altbauten unterzubringen. Dennoch begrüßte der Berliner Senat gestern den Bonner Beschluß, mit dem die Terminplanung beim Regierungsumzug gehalten werden kann. Die Anmietung bereits vorhandender Büroflächen trage dazu bei, daß der Regierungsumzug „fristgemäß zwischen 1999 und dem Jahr 2000 erfolgen kann“, erklärte Volker Kähne, Chef der Senatskanzlei.

Das Innenministerium als klassisches Ressort erhalte einen „attraktiven und verkehrsgünstigen Standort“, lobte Kähne. Mit dieser Entscheidung sei das Standortkonzept für die Unterbringung der Bundesministerien „im wesentlichen abgeschlossen“.

Einhellig begrüßt wird der Beschluß nicht: Die Bonner Bündnisgrünen hatten jüngst noch davor gewarnt, zu privaten Investoren zu ziehen. Die hohen Mieten kommen für den Bund langfristig teurer als Altbausanierungen. Rolf Lautenschläger

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