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Ulrik Le Fevre? Tor des Jahres!

■ 25 Jahre Torewahl in der „Sportschau“: Das „Tor des Monats“ gab Treffern und Fußball qualitative Dimension

Treffen sich zwei. Sagt der eine: Ulrik Le Fevre. Daraufhin muß der andere antworten – es ist wie ein Zwang: Tor des Monats.

ARD-„Sportschau“! Ja... damals! In diesen Tagen wird das „Tor des Monats“ 25. Zukunft hat es keine. Bedeutung auch nicht mehr. Wo früher halbe Millionen abstimmten, treffen heute vereinzelte Postkärtchen in Köln ein. Kriegt ja keiner mehr mit. Das Tor ist tot. Aber: Da ist Erinnerung.

Also: Der Däne Le Fevre spielte in den frühen Siebzigern bei Borussia Mönchengladbach in der Fußball-Bundesliga. Nicht schlecht. Wiederum auch nicht so, daß er sich dabei in das kollektive Bewußtsein des deutschen Fußballvolkes gedribbelt hätte. Daß sein Name dennoch eine gewisse Unsterblichkeit erlangt hat, verdankt er Klaus Schwarze. Der seinerseits völlig mythosfreie WDR- Sportjournalist erfand im Jahre 1971 das „Tor des Monats“. Die Idee war simpel wie das Spiel: Fünf Treffer werden vorgestellt, der Zuschauer darf einen wählen. Und Le Fevre wurde am Ende des Jahres die Ehre zuteil, das erste „Tor des Jahres“ geschossen zu haben.

Damit wurde die Wettkampfstruktur des Fußballs außer Kraft gesetzt, die rein quantitive Bedeutung des Tores konnte in eine qualitative umgewandelt werden. Theoretisch. Praktisch gelang es den Wählern freilich selten, sich auf das rein Qualitative, das Schöne eines Tores einzulassen: Sogenannte „wichtige“ Tore, insbesondere solche, die in nationalem Auftrage erzielt worden waren, hatten stets einen Bonus. Immerhin: In Zeiten, in denen Beckenbauerscher Pragmatismus den Fußball prägte – und sich in den sogenannten „kleinen“ Treffern Gerd Müllers ausdrückte –, war zwar unbeabsichtigt, aber dennoch ein Kontrapunkt gesetzt. Weil die ARD-„Sportschau“ allerdings die ARD-„Sportschau“ war, kontrollierte sie ein allzu freies Schweben im ästhetischen Raum durch ein perfides Regulativ: Zwei Karten für das Länderspiel gegen Ungarn konnte nur gewinnen, wer das Siegertor gewählt hatte. Woraus folgt: Wer gewinnen wollte, mußte nicht das schönste Tor wählen, sondern jenes, das die meisten für das schönste halten würden. Das Allerschönste in 25 Jahren waren natürlich die Fallrückzieher von Klaus Fischer, der eine 1975 gegen den KSC erzielt, der andere 1977 gegen die Schweiz. Letzteres wurde auch zum Tor des Jahrzehnts gekürt. Fischer (hauptsächlich Schalke) ist mit sieben Wahlsiegen erfolgreichster Torschütze des Monats vor den Bayern Rummenigge (6) und Müller (5).

Kurz nachdem Barzels Mißtrauensvotum abgelehnt war, fühlten sich übrigens auch die „Sportschau“-Wähler seltsam entspannt, und sie erkoren in erstaunlicher Progressivität ihr „Tor des Jahres“: Es war für einmal tatsächlich nicht das Tor, „um das es letztendlich beim Fußball geht“ (Biermann, Beckenbauer u.a.), nicht das brachiale Ausbeulen eines Netzes. Es war die Simplizität, mit der Müller und Netzer eine Abwehr – auch wenn es nur die Schweizer war – ausmanövrierten. Für einmal erschauderten auch die Verantwortlichen vor der Größe dieser Kunst und ließen zu, daß mit (ausgerechnet!) Müller einer zum (Ko-)Torschützen des Jahres gekürt wurde, der das Tor nicht geschossen hatte.

Treffen sich zwei. Sagt der eine: Beverly Ranger. Peter Unfried

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