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Unterm Strich

Mit scharfen Angriffen gegen seine Kritiker hat sich Günter Grass am Freitag für die Verleihung des Sonning-Preises, des wichtigsten dänischen Kulturpreises, bedankt. In seiner vorab als Manuskript verbreiteten Dankesrede in der Kopenhagener Universität sagte Grass, die negativen Kritiken auf seinen Roman „Ein weites Feld“ seien von einem „kompakten Vernichtungswillen“ geprägt gewesen. Grass meinte weiter: „Diesmal sollte der Buchrücken übers politische Knie gebrochen werden.“ Zu seiner eigenen Reaktion sagte der 68jährige Autor: „Den Sportreportern, die meinten, am Ring zu stehen, sei zugegeben: Ich war verletzt.“ Er habe diesen Zustand aber überwunden. Bei der weiteren Genesung werden ihm die umgerechnet 150.000 Mark für den Sonning-Preis sicher helfen. Der Mediziner Povl Riis, ein Mitglied der Jury, sagte, daß die Vergabe des Preises auch eine bewußte dänische Reaktion auf die ungewöhnlich scharfen negativen Reaktionen in Deutschland gegen den letzten Roman von Grass sei: „An der Aufnahme des Buches durch die deutsche Kritik stört uns, daß sie offenbar meint, Grass dürfe sich nicht zu innenpolitischen Fragen wie der Wiedervereinigung äußern.“ Adolf Hitlers „Mein Kampf“ soll demnächst in ungarischer Übersetzung auf den Markt kommen. Wie Budapester Zeitungen am Donnerstag berichteten, ist der Herausgeber und Übersetzer Aron Monus, ein 1990 aus dem französischen Exil zurückgekehrter und für seine antisemitischen Ansichten berüchtigter Publizist.

Die jüdische Gemeinde in Budapest hat zunächst nicht auf die Ankündigungen Monus', „Mein Kampf“ herauszugeben, reagiert. Monus könnte allerdings auch ein Copyright-Problem bekommen: Der Freistaat Bayern, der über die Urheberrechte von „Mein Kampf“ verfügt, hat die Übersetzung und deren Herausgabe nicht autorisiert.

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