: Ägypten rätselt über Attentäter und Motiv
■ Hunderte von Griechen brechen nach dem Anschlag in Kairo ihren Urlaub ab
Kairo (taz) – Die Suche der ägyptischen Polizei nach den vier Tätern, die am Donnerstag einen Anschlag auf ein Kairoer Hotel verübt hatten, ist bislang erfolglos. Bei dem Anschlag waren 17 griechische Touristen und ein Ägypter ums Leben gekommen. Bislang hat sich auch noch keine Gruppe zu dem bisher blutigsten Anschlag in Ägyptens Touristengeschichte bekannt.
Die Leichen und die Überlebenden des Massakers wurden inzwischen nach Griechenland ausgeflogen. Der ägyptische Präsident Hosni Mubarak übermittelte sein Beileid an seinen griechischen Kollegen. Außenminister Amru Musa erklärte die Opfer zu „Märtyrern des Terrorismus“. Hunderte von griechischen Ägypten-Urlaubern sind inzwischen in ihre Heimat zurückgekehrt.
Die Spekulationen über die Attentäter gehen weiter. Sicherheitskreise in Kairo vermuten die Täter in den Reihen der Gamaat al-islamiya, einer militant islamistischen Gruppe, die im vergangenen November alle Touristen aufgefordert hatte, das Land zu verlassen. Dagegen spricht, daß es bisher, wie bei Anschlägen der Gamaat üblich, kein Bekennerschreiben gibt. Möglicherweise wartet die Gruppe mit ihrer Erklärung aber auch, bis sich die Täter in Sicherheit gebracht haben.
Moderate Islamisten wie die ägyptischen Muslimbrüder haben sich unterdessen eindeutig von dem Anschlag distanziert. Ihr Sprecher, Ma'mun al-Hudeibi, bezeichnete den Anschlag als „ein Verbrechen, das sich nicht mit Religion oder Vernunft rechtfertigen läßt“. Das Schlimmste, fügte er in seiner Erklärung hinzu, sei, daß nun vielleicht ein Verrückter Bekennerschreiben losschicken könnte, die den Anschlag den Gamaat zuschieben, und damit diesen niederträchtigen Akt mit dem Islam in Verbindung bringe. Spekuliert wird auch weiterhin, ob der Anschlag im Zusammenhang mit den israelischen Angriffen auf den Libanon stehen könnte. Denkbar wäre, daß die griechischen Touristen mit israelischen Besuchern verwechselt wurden, die ebenfalls gelegentlich im gleichen Hotel absteigen. Zum Zeitpunkt des Attentats befand sich in der Tat eine israelische Reisegruppe arabischer Abstammung im Hotel.
Sicherheitskreise halten es dagegen für unwahrscheinlich, daß der Anschlag israelischen Urlaubern gegolten habe. Eine Operation dieser Art, argumentieren sie, bedürfe Wochen der Vorbereitung, bis die Täter ausgesucht und trainiert sind und der Fluchtweg genauestens studiert ist. Karim El-Gawhary
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen