piwik no script img

G7-Treffen in Moskau

■ Kohl lobt Jelzin und sich selbst. Und mit Tschetschenien ist fast alles paletti

Moskau (dpa) – Bundeskanzler Helmut Kohl hat zwei Monate vor den russischen Präsidentenwahlen seine Unterstützung für Staatschef Boris Jelzin bekräftigt und ihn als „verläßlichen Partner bezeichnet“. Er hoffe, daß der Sondergipfel der führenden westlichen Industriestaaten (G7) und Rußlands ein klares Signal für die Schließung des Tschnernobyl-Atomkraftwerks bis zum Jahr 2000 geben werde, sagte Kohl am Freitag vor Journalisten.

Jelzin empfing Kohl vor Beginn des Gipfels über Atomsicherheit im Moskauer Kreml. Die beiden Politiker sprachen nach den Worten Kohls unter anderem über die Vorbereitung des am Abend beginnenden G7-Gipfels und den Tschetschenien-Konflikt. Die aktuelle Krise in Nahost werde „ganz zwangsläufig“ erörtert, meinte Kohl. An dem Treffen im Kreml hätten auch Rußlands Außenminister Jewgeni Primakow, Wirtschaftsminister Jewgeni Jassin und Jelzin-Berater Dmitri Rjurikow teilgenommen, hieß es.

Das zweitägige Gipfeltreffen über Atomsicherheit sollte Fortschritte in der Frage der Sicherheit und der geplanten Schließung des Tschernobyl-Reaktors bringen, erklärte Kohl. Er selbst bezeichnete sich als „Hauptmotor“, der seit Jahren dafür eintrete, ähnliche Unfälle wie in Tschernobyl vor zehn Jahren unmöglich zu machen. Er fügte hinzu: „Ich kann den Leuten in der Ukraine nicht einfach sagen: Schaltet den Reaktor ab.“ Der Ukraine müsse auch finanziell geholfen werden. Die G7 müsse klar sagen, daß Tschernobyl wie vorgesehen bis zum Jahr 2000 abgeschaltet werde.

Er hoffe auf einen Erfolg der Vermittlungsbemühungen im Tschetschenien-Konflikt, sagte Kohl. Jelzin habe darauf hingewiesen, daß seine Wiederwahl zum Präsidenten auch von einer Beendigung des Tschetschenien-Kriegs abhänge. Am 16. Juni sind in Rußland Präsidentenwahlen. Jelzin habe sich „kampfesmutig und entschlossen gezeigt“, die Wahlen zu gewinnen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen