Friedensbemühungen im Bombenhagel

■ Der Krieg zwischen Israel und der Hisbollah geht weiter. Israel bietet Waffenstillstand an, Frankreich und Rußland fordern Verzicht auf die Sicherheitszone im Libanon. Kritik wächst auch in Israel

Tel Aviv/Beirut (AP/AFP/taz) Ungeachtet aller Friedensbemühungen der Großmächte geht der Krieg zwischen Israel und der islamistischen Hisbollah mit unverminderter Härte weiter. Während US-Außenminister Warren Christopher von Damaskus nach Jerusalem flog, griffen israelische Kampfflugzeuge die Umgebung der libanesischen Städte Tyrus und Nabatijeh an. Auch am elften Tag der israelischen Offensive schossen Hisbollah-Kämpfer Katjuscha- Raketen auf bewohnte Gebiete im Nordosten Israels.

Christopher äußerte sich zufrieden über eine zweieinhalbstündige Unterredung mit dem syrischen Präsidenten Hafis al-Assad am Samstag in Damaskus. Dieser habe erklärt, er wolle die Hisbollah zur Vereinbarung eines Waffenstillstands bewegen, sagte Christopher. Unklar seien aber noch Fragen des Zeitplans und die genauen Forderungen der Hisbollah. Syrien ist seit dem Ende des libanesischen Bürgerkriegs im Jahr 1990 die dominierende Macht im Libanon.

Gestern traf der US-Außenminister dann in Jerusalem mit Ministerpräsident Schimon Peres zusammen. Israel bot dabei einen Waffenstillstand in Libanon ab gestern abend an. Längerfristige Sicherheitsvereinbarungen sollten erst später getroffen werden. Christopher wollte den Vorschlag noch gestern der syrischen Regierung übermitteln. Er erklärte jedoch, es seien noch „schwierige Fragen“ zu klären. Der israelische Regierungschef sagte nach dem Treffen, nur die Vereinigten Staaten hätten die Autorität, in dem Konflikt zu vermitteln. Das liegt wohl an den Positionen: Während es der US- Reisediplomatie vor allem um die vom Weltsicherheitsrat verlangte sofortige Waffenruhe geht, fordern die Initiativen Frankreichs und Rußlands vor allem den israelischen Verzicht auf die seit 1985 beanspruchte Sicherheitszone im Süden Libanons.

Unterdessen ist die Militäroperation auch in der israelischen Öffentlichkeit nicht mehr so unumstritten. Eine Woche lang konnten die Bombardierungen fast kritiklos vorangehen, Meinungsumfragen bestätigten 86 Prozent Zustimmung in der israelischen Bevölkerung – bis zum vergangenen Donnerstag. Als israelisches Artilleriefeuer den Ort Kana verwüstete, über 100 libanesische Flüchtlinge ums Leben kamen und ebenso viele schutzsuchende Zivilisten schwer verletzt wurden, änderte sich die öffentliche Diskussion.

Was in Israel viel mehr Unmut als der Angriff auf Kana auslöst, ist die militärische Erfolglosigkeit der Operation. Dabei zeigen sich auch deutliche Anzeichen für ernste Differenzen innerhalb der israelischen Militärführung. So sollen etwa am Wochenende führende Offiziere des Nordfrontkommandos, das für die militärischen Operationen im Libanon direkt verantwortlich ist, die geheime Aufklärungsabteilung im Hauptquartier beschuldigt haben, das Potential der Hisbollah unterschätzt zu haben.

Jedenfalls ist es der hochmodernen israelischen Luftwaffe bei ihren fast ununterbrochenen „chirurgischen“ Operationen im Südlibanon einstweilen nicht gelungen, die Zahl der Katjuscha-Raketen zu reduzieren, die weiterhin in Nordgaliläa einschlagen. Im Gegenteil: Nie zuvor haben so viele Hisbollah-Raketen soviel Schaden in Israel angerichtet wie gerade in der vergangenen Woche. a.w.