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Demokratisch „abgefahren“

■ „Zonked!“, das neue Hamburger Magazin für SchülerInnen, geht in die zweite Runde / Sprungbrett für angehende JournalistInnen Von Patricia Faller

„Weder die Schulleitung noch die Polizei oder sonst jemand darf die Zeitung kontrollieren, noch dürfen sie das Verteilen verbieten“: Nachhilfe zum Thema Meinungsfreiheit für das „Zonked!“-Team. Stefan Marns von der Demokratischen Jugendpresse Hamburg (DJPH) klärt die RedakteurInnen des neuen „Hamburger Schülermagazins“ über ihre Rechte auf.

Die erste Ausgabe von „Zonked!“, übersetzt: „völlig abgefahren“, ist Ende Januar erschienen; 7000 Exemplare des 50seitigen Hefts im lesefreundlichen A 5-Format wurden kostenlos an Hamburgs Schulen verteilt. Jetzt muß die Mai-Nummer geplant werden, denn „Zonked!“ soll vierteljährlich erscheinen. Das Redaktionsteam trifft sich diesmal bei Florian Grandel im StudentInnenwohnheim. Der 21jährige Journalistik-Student hat das Projekt zusammen mit seinem Kommilitonen Johannes Hahn (22) ins Leben gerufen. Auf dem Tisch stehen Kekse, Schokolade und Getränke – die 20 jungen MacherInnen haben sich auf eine lange Sitzung eingestellt.

Zunächst ist Blattkritik angesagt: „Wenig lesefreundlich, die Seiten sind zu unübersichtlich“, urteilen Catrin Krause und Ulrike Rogies von der „Design Factory“, einer Berufsfachschule für visuelle Kommunikation und Illustration. „Das kann man besser machen.“ Die beiden angehenden Grafikerinnen wollen künftig für mehr Pep in der Aufmachung sorgen: Fotos sollen die Bleiwüste auflockern.

Weniger kritisch und ganz demokratisch geht es bei der Themenplanung zu. Jeder darf schreiben, wozu er Lust hat; das letzte Wort haben aber Florian und Johannes. Der Maschinenbau-Student Tjahjadi Nurtantio hält das Geschehen mit der Kamera fest. Im Mai-Heft soll jeder Autor möglichst witzig mit Bild präsentiert werden.

Das Schwerpunktthema ist diesmal: SchülerInnen im Ausland und ausländische SchülerInnen in Deutschland. Die 19jährige Jeanette Bannöhr vom Gymnasium Heidberg will über Rassismus in den Südstaaten der USA schreiben. Während eines einjährigen Aufenthalts dort wurde ihr nur allzu deutlich, wie wenig gleichberechtigt Schwarze immer noch sind, erklärt sie ihre Motivation: „Das war ein richtiges Schockerlebnis.“

Andere Beiträge befassen sich mit Neuseeland, einem Praktikum bei der Bundeswehr, mit Kino- und Musiktips oder Sport. Über den Unterschied zwischen einem SchülerInnenaustausch und einer Sprachreise und vor allem über sein Lieblingsthema Internet will sich Daniel Herrmann auslassen. Der 20jährige, der sonst für die Schülerzeitung „Na und?!“ des Gymnasiums Osdorf schreibt, genießt es, mal mit „Leuten von anderen Schulen Artikel zu gestalten“, schon wegen des Erfahrungsaustauschs. Außerdem möchte er später mal Journalist werden und sieht das Magazin als gute Übung.

Denn „Zonked!“, das sich über Anzeigen finanziert, will nicht nur ein Forum für die rund 220.000 SchülerInnen Hamburgs sein, sondern dort können sich angehende JournalistInnen auch die ersten Sporen verdienen. RedakteurInnen von Hamburger Medien, die zu den Redaktionssitzungen eingeladen werden, sollen den SchreiberInnen Tips für Recherche, Reportagen und Ähnliches geben. „Mit Zonked können sie mehr Erfahrungen sammeln als bei manchem Redaktionspraktikum bei irgendeinem Käseblatt“, meinen selbstbewußt die Initiatoren Florian und Johannes.

Rechercheseminar für SchülerInnen- und JugendzeitungsredakteurInnen vom 13. bis 14. Juni. Infos: DJPH, Tel. 3908669.

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