Vulkan-Kunst? Du kriegst die Krise!

Nun können die Politiker aber wirklich nicht mehr weggucken und behaupten, sie hätten nichts gewußt von der „Vulkan“-Krise. Denn seit gestern prangt ein „Vulkan-Mahnmal“ vor ihrer Haustür. Nur einen Eierwurf vom Rathaus entfernt, stellten Künstler der gewerkschaftsnahen Kulturwerkstatt Westend ihr vier Meter hohes Kunststück auf dem Domshof auf. Schwer symbolisch wie der Ort (mitten im Bermuda-Dreieck aus Rathaus, Banken und Vulkan-Zentrale) war auch die Zeit der Aufstellung (Fünf nach Zwölf). Von der Kunst ganz zu schweigen.

Oder vielleicht doch nicht. Denn dieses Mahnmal hat's in sich. Jedes Kilo der tonnenschweren Skulptur ein lautes Wehklagen, jeder Pinselstrich Betroffenheit.

Allein die Großform: In die Gestalt eines gigantischen Pendels haben die braven Werkstattkünstler ihr Mahnmal gegossen. Drei Holzbalken bilden das Traggerüst, himmelan steigend, den Mächten da oben drohend – aber auch: Hoffnung verheißend. Aufwärts geht's! Genosse Scherf, Genosse Wellensiek! Hopp, hopp!

Am Gerüst aber baumelt eine blaue Kiste, knapp über dem Erdboden: Das ist der „Vulkan“ selbst. Von rostigen Ketten gehalten. Mit bröselnder Farbe bepinselt. Mächtige Hammerschläge (Klangkunst) dringen aus der Kiste ans Ohr der Rathauspolitiker. Wumms, wumms, wumms, wird denen da oben die Botschaft eingebimst. Hört, Ihr Herren! So laut, so nervensägend kann Protest klingen, wenn beherzte Künstler ihm Form verleihen! Das „Vulkan-Mahnmal“ – ein Memento Mori zum Steinerweichen; ach, was: ein Bild des Jammers, wie es die Kunst kaum dröhnender, kaum drastisch-plastischer, kaum aufrüttlerischer darzustellen vermag.

Und wer sagt denn, daß Kunst auf öffentlichen Plätzen immer von schwer vergrübelten und – zumal in diesen Zeiten! – hochdotierten Konzeptkünstlern bestellt werden muß. Es geht doch auch anders – schlichter, deutlicher, mahnender. Hauptsache, es ist für einen guten Zweck. Denn wie sagten gestern die insgesamt drei Vulkanesen so schön, die der feierlichen Mahnmalseröffnung beiwohnten? Ob das gute Kunst sei, das wüßten sie auch nicht, aber „alles, was dem Vulkan hilft, ist gut.“ Zumindest gut gemeint. Thomas Wolff Foto: Tristan Vankann

Bis 23.5. auf dem Domshof