: Rebellenchef Dschochar Dudajew
Totgesagt war er schon, der tschetschenische Rebellenführer Dschochar Dudajew. Jetzt ist er tot, gefallen im Kampf für die Unabhängigkeit seiner Heimat. Wie einst der Held des ersten Krieges gegen die Armee des Zaren im 18. Jahrhundert, Scheich Mansur, dessen Porträt sein Büro in Grosny schmückte. Im Herbst 1991 stürzte Dudajew den kommunistischen Parteichef in Tschetschenien. Im Oktober ließ er sich zum Präsidenten wählen und proklamierte die Unabhängigkeit der Republik.
Um diese durchzusetzen, war ihm jedes Mittel recht. Auch als im Dezember 1994 russische Truppen damit begannen, den kleinen Flecken Erde Dorf für Dorf in Schutt und Asche zu legen und in der Folgezeit Tausende Zivilisten dabei ums Leben kamen. Doch Dudajew hatte Rache geschworen. 1944 wurde er, ein Jahr alt, mit seiner Familie nach Zentralasien deportiert. Erst 1957 kehrte er nach Grosny zurück. Mit 18 Jahren begann seine Karriere in der Armee. Er schaffte den Sprung zum General, für Tschetschenen die absolute Ausnahme.
„Als einen Patriot bis zum Fanatismus“ hat seine Tochter Dudajew einmal bezeichnet, der bisweilen gerne mit den Realitäten spielte. So genoß er es sichtlich, in seinem Versteck in Interviews mit dem dritten Weltkrieg zu drohen. Derweil bemühte sich Moskau vergeblich, den Staatsfeind aufzuspüren. Umumstritten war er bei seinen Landsleuten nicht. „Jeder von uns kann ihn schon morgen ersetzen“, sagte ein Stellvertreter. Wie, das wird sich erst noch zeigen. Barbara Oertel
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