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Deputierte vertagen Bestätigung der Goehler-Wahl

Zu absoluter Verschwiegenheit hatte Wissenschaftssenator Leonhard Hajen alle 15 Deputierten der Behörde verpflichtet. Und dann stand gestern alles in einer Lokalzeitung, was in der Sitzung am Mittwoch besprochen wurde. Dabei sollten die neuen „überprüfenswerten Vorwürfe“ gegen die Präsidentin der Hochschule für bildende Künste (HfbK), Adrienne Goehler, so vertraulich behandelt werden, daß selbst die anwesenden Hochschulchefs erst vor die Türe komplimentiert werden mußten.

Was dann folgte, kommentierten einige, die dabei waren mit „hochgradig lächerlich“ oder „fadenscheinig, da gibt's wirklich brisantere Gründe, sie abzulehnen“: In der Sendung „Talk im Turm“ auf Sat 1 soll Adrienne Goehler am 17. März die Professoren und die männlichen Abgeordneten der Hamburger Bürgerschaft beleidigt haben. Für Hajen, der zu Adrienne Goehlers Bürgerschaftszeiten ebenso im Parlament saß wie zwei weitere Deputierte, war das Grund genug, die Bestätigung der im November 1995 Wiedergewählten zu vertagen. Jetzt müssen erst mal alle Deputierten Video gucken, um im Bild zu sein. Unverständlich ist die Verzögerung auch, weil die Deputation nur ein Meinungsbild abgibt. Das letzte Wort hat der Senat.

Hajen betrachtet die Sache immer noch als vertraulich und wollte gestern keine Stellung dazu nehmen. „Wenn wir jetzt aufgrund einer Sat 1-Talkshow mit dem Titel –Abschied von Super-Hillu' den Abschied von Adrienne Goehler als Präsidentin der HfbK diskutieren sollen, dann verwirklicht sich in der Tat die Vision des Kanzlers vom Freizeitpark Deutschland“, kommentierte der Vizepräsident der HfbK Werner Büttner die Angelegenheit. Die Äußerung sei allgemein auf die Klischees gemünzt gewesen, die zwischen Männern und Frauen kursieren, keineswegs seien damit direkt Personen gemeint, weder Parlamentarier noch Kunsthochschulprofessoren. paf

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